Retrospektive Studie unter Frauen mit Antikoagulationstherapie

Erhöhtes Thrombose-Risiko nach Geburtseinleitung im Vergleich zur Spontangeburt

  • Eine geplante Geburtseinleitung bei Frauen, die in der Schwangerschaft Blutverdünnungsmittel erhalten hatten, geht vermutlich mit einem höheren Risiko für thrombotische Ereignisse einher als ein spontaner Geburtsbeginn.

  • Bei der Notwendigkeit einer Antikoagulationstherapie während der Schwangerschaft gilt eine nicht-orale Gabe von Antikoagulantien mit niedrig dosiertem Heparin (Low-dose Heparin) als Mittel der ersten Wahl, weil es nicht plazentagängig ist. Die Betreuung von Frauen während und nach der Geburt nach Gabe von Blutverdünnern während der Schwangerschaft ist eine besondere Herausforderung, weil dazu die Fachliteratur uneinheitlich ist.

    Das Ziel einer retrospektiven Kohortenstudie lag darin, den Einfluss einer geplanten Geburtseinleitung mit einem spontanen Geburtsbeginn bei Frauen zu vergleichen. Die untersuchten Frauen hatten eine Antikoagulationstherapie während der Schwangerschaft erhalten.

    Die Studie wurde an einem geburtshilflichen Zentrum mit über 10.000 Geburten pro Jahr in Israel durchgeführt. Eingeschlossen wurden alle Frauen, die während der Jahre 2018 bis 2019 Blutverdünnungsmittel während der Schwangerschaft erhielten und eine spontane Geburt anstrebten (n=199). Diese Gruppe wurde unterteilt in Gebärende mit einer geplanten Geburtseinleitung (n=121) und einem spontanen Geburtsbeginn (n=78).

    Die Geburtsdauer zwischen Aufnahme in der Klinik und Geburt lag bei Frauen mit einem spontanen Geburtsbeginn bei 4,7 Stunden im Vergleich zu 29,3 Stunden bei der Geburtseinleitung. Die Intervalle zwischen der letzten Injektion einer prophylaktischen Antikoagulantiengabe bis zur Geburt betrug 25,8 Stunden bei der Spontangeburt im Vergleich zu 48,2 Stunden nach Geburtseinleitung. Der Abstand zwischen der letzten Antikoagulantiengabe vor der Geburt bis zur ersten Gabe nach der Geburt betrug 41,2 Stunden (spontan) versus 63,7 Stunden bei einer Einleitung.

    Die Häufigkeit postpartaler Blutungen und Bluttransfusionen lag in beiden Gruppen gleich hoch. 69 Frauen waren nach einem spontanen Geburtsbeginn berechtigt, eine PDA zu erhalten. Bei Frauen nach spontanem Wehenbeginn traten keine thrombotischen Komplikationen auf. Jedoch zeigten vier Frauen (3,3 %) nach einer Geburtseinleitung ein postpartales thrombotisches Ereignis.

    Die AutorInnen schlussfolgern, dass eine geplante Geburtseinleitung bei Frauen, die Blutverdünnungsmittel erhalten, mit einem höheren Risiko postpartaler thrombotischer Ereignisse einhergeht als ein spontaner Geburtsbeginn, auch wenn die Ergebnisse nicht signifikant waren. Sie vermuten die Ursache hierfür in dem längeren Zeitraum, in dem die eingeleiteten Frauen keine Antikoagulationstherapie erhielten.

    Quelle: Rottenstreich A, Zacks N, Kleinstern G, Levin G, Sompolinsky Y, Mankuta D et al.: Planned induction versus spontaneous delivery among women using prophylactic anticoagulation therapy: a retrospective study. BJOG 2020. https://doi.org/10.1111/1471-0528.16247 DHZ

     

     

    Rubrik: Geburt

    Erscheinungsdatum: 22.04.2020