Meta-Analyse

Ernährungs-Tabus während der Schwangerschaft

  • Lebensmittel-Tabus während der Schwangerschaft unterscheiden sich laut einer Studie zwischen landwirtschaftlich geprägten Gesellschaften und Industrienationen.

  • Während der Schwangerschaft wird eine vitaminreiche, ausgewogene und gesunde Ernährung empfohlen. Gleichzeitig wird vom Verzehr mancher Lebensmittel abgeraten: Diese Lebensmittel-Tabus unterscheiden sich in verschiedenen Ländern und Kulturen voneinander und stehen im Fokus einer aktuellen Studie. Im Rahmen einer Meta-Analyse wurde untersucht, welche Lebensmittel-Tabus als Ernährungsempfehlungen während der Schwangerschaft ausgesprochen werden und wie sich diese je nach kulturellem Hintergrund unterscheiden. Evaluiert wurde zudem, ob die Ernährungsform sowie Lebensmittel-Tabus in Bezug auf eine zugrundeliegende landwirtschaftlich geprägte Gesellschaft oder eine Industrienation beeinflusst werden.

    Eingeschlossen wurden 32 Publikationen. In diesen Studien wurde über 263 Lebensmittel-Tabus berichtet. Über zwei Drittel der Lebensmittel-Tabus betrafen Agrarprodukte (n=189, 71,9 %), Industrieprodukte umfassten knapp ein Drittel der Tabus (n=74, 28,1 %). Am häufigsten wurden Tabus gegenüber Tierprodukten ausgesprochen (57,4 %), gefolgt von Pflanzenprodukten (32,7 %) sowie industriell weiterverarbeiteten Lebensmitteln (9,9 %).

    Die Verteilung ausgesprochener Lebensmittel-Tabus unterschied sich signifikant zwischen landwirtschaftlich geprägten Gesellschaften und Industrienationen. So wurden mehr Lebensmittel-Tabus im Bereich der Pflanzenprodukte in landwirtschaftlich geprägten Gesellschaften ausgesprochen als in Industrienationen.

    Die Gründe für Tabus wurden drei Übergruppen zugeordnet:

    1. Risiko eines zu großen Babys und einer schweren Geburt: Großes Baby (n=25), übermäßige Gesichtszunahme und Gefahr einer schweren Geburt (n=8), schwere Geburt (n=6).
    2. Physiologische Komplikationen: Erhöhtes Fehlgeburtsrisiko (n=30), Blutungen (n=4), Epilepsie (n=4)
    3. Unspezifische physiologische Komplikationen: Die Seele des Tieres verursacht schwere Erkrankungen (n=24), das Kind übernimmt die Verhaltensweisen des Tieres (n=13), Verursacher einer Krankheit der Eltern oder des Kindes (n=8).

    Die Autor:innen schlussfolgern, dass sich Lebensmittel-Tabus zwischen landwirtschaftlich geprägten Gesellschaften und Industrienationen unterscheiden. Dabei war die Angst bei schwangeren Frauen vor einem zu großen Baby und einer schweren Geburt in landwirtschaftlich geprägten Gesellschaften signifikant höher als in Industrienationen. Unspezifische physiologische Komplikationen wurden häufiger mit tierischen als pflanzlichen oder industriell verarbeiteten Lebensmitteln in Verbindung gebracht. Die Autor:innen empfehlen weitere Forschung, um das Ernährungsverhalten schwangerer Frauen in verschiedenen Kulturen und Auswirkungen auf geburtshilflich relevante Outcome-Parameter umfassender erforschen zu können.

    Maggiulli, O., Rufo, F., Johns, S. E. & Wells, J. C. K. (2022). Food taboos during pregnancy: meta-analysis on cross cultural differences suggests specific, diet-related pressures on childbirth among agriculturalists. PeerJ, 10. https://peerj.com/articles/13633/ ∙ DHZ

    Rubrik: Schwangerschaft

    Erscheinungsdatum: 02.08.2022