Akademisierung der Hebammenausbildung

„Es muss schnell und kraftvoll gehandelt werden“

„Die Vorgabe der EU ist seit Jahren bekannt. Deutschland hängt mit der nicht flächendeckend umgesetzten hochschulischen Ausbildung für Hebammen europaweit hinterher und zeigt nun Tendenzen der Torschlusspanik mit der entsprechenden Gefahr für Schnellschüsse und Halbherzigkeiten.“ Mit diesen Worten reagierte Dr. Annette Bernloehr, Professorin für Hebammenwissenschaft an der Hochschule für Gesundheit (hsg Bochum), auf die aktuelle Diskussion in Nordrhein-Westfalen über die Folgen, die die vollständige Akademisierung der Hebammenausbildung bis zum Jahr 2020 in NRW hätte.

Im Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD von Februar 2018 ist festgehalten, dass die regierenden Bundesparteien die Hebammenausbildung nach den EU-Vorgaben als akademischen Beruf umsetzen werden.

Bernloehr: „Um eine Vollakademisierung der Hebammenausbildung in Deutschland zu erreichen, muss schnell und kraftvoll gehandelt werden, auch in NRW. An dem Prozess des Übergangs müssen alle notwendigen Akteure beteiligt werden.“

Zur Sicherung der Versorgung von Frauen, Kindern und Familien mit Hebammenhilfe seien innovative Konzepte gefragt, die den gut gebildeten jungen Menschen eine lebenslange berufliche Perspektive geben sowie ihrer Grundbildung Rechnung tragen. „Außerdem ist eine Modifikation der teilweise unerträglichen Arbeitsbedingungen notwendig, um die Hebammen auch in ihrem erlernten Beruf halten zu können“, erklärte Annette Bernloehr.

Aus frauen- und gleichstellungspolitischer Sicht sei es eine Zumutung, als Einstiegsqualifikation für den überwiegend von Frauen ausgeübten Hebammenberuf eine zwölfjährige Schulbildung zu erwarten, dann aber mit einer nicht hochschulischen Ausbildung gerade diese Frauen in eine Bildungssackgasse zu schicken, fügte sie hinzu.

Quelle: hsg, 4.5.2018

Rubrik: Aus- und Weiterbildung

Erscheinungsdatum: 16.05.2018