Registerstudie aus Dänmark

Fehlbildungen durch die Pille? Studie gibt Entwarnung

  • Eine große dänische Registerstudie kommt zu dem Ergebnis, dass die Einnahme von oralen Kontrazeptiva auch bis kurz vor Schwangerschaftseintritt nicht vermehrt zu Fehlbildungen führt.

  • Trotz etwa 99-prozentiger Sicherheit der oralen Kontrazeption werden schätzungsweise 9% der Frauen im ersten Jahr der Anwendung schwanger. Weitaus mehr Frauen beenden die Einnahme der Pille zwar vor Eintritt der Schwangerschaft, bei ihnen vergeht zwischen beiden Ereignissen aber nur wenig Zeit. Beide Situationen können dazu führen, dass der Fetus unbeabsichtigt exogenen Sexualhormonen ausgesetzt ist. In älteren Beobachtungsstudien wurde dies teilweise mit einem erhöhten Risiko für bestimmte Fehlbildungen in Verbindung gebracht. Biologisch erklärbar wäre dies, weil die zugeführten Hormone zum Beispiel den Serumspiegel von Vitamin A erhöhen beziehungsweise die Konzentration von Folsäure reduzieren können. Entwarnung signalisiert nun eine große Registerstudie aus Dänemark. Danach scheint die Einnahme der Pille weder kurz vor noch zu Beginn einer Schwangerschaft mit einem erhöhten Risiko für größere Fehlbildungen einherzugehen.

    Für die Studie haben ÄrztInnen aus den USA und Dänemark um Brittany M. Charlton von der Harvard TH Chan School of Public Health in Boston die prospektiv erhobenen Daten von 880.694 Lebendgeburten ausgewertet, die zwischen 1997 und 2011 in Dänemark registriert wurden. Bei 2,5 Prozent der Kinder waren bis zum ersten Lebensjahr angeborene Anomalien entdeckt worden.

    Von den Müttern hatten 69 Prozent eine orale Kontrazeption mehr als drei Monate vor der Schwangerschaft beendet (Referenzgruppe) und 21 Prozent hatten nie die Pille genommen. Bei acht Prozent der Mütter lagen zwischen Absetzen der Pille und Schwangerschaft weniger als drei Monate. Ein Prozent der Frauen hatte die Einnahme unwissentlich sogar noch nach dem Eintritt der Schwangerschaft fortgesetzt. Die Prävalenz von Fehlbildungen in den vier Gruppen betrug: 25,0, 25,1, 24,9 und 24,8, jeweils pro 1.000 Geburten. Das Risiko für angeborene Anomalien war damit bei Frauen, die in zeitlicher Nähe zur Schwangerschaft die Pille genommen hatten, nicht erhöht – auch dann nicht, wenn andere Einflüsse wie Alter und Rauchverhalten berücksichtigt wurden.

    Die gezielte Analyse spezieller Fehlbildungen förderte ebenfalls keine Unterschiede zwischen Frauen mit oraler Kontrazeption kurz vor oder nach Beginn der Schwangerschaft und der Referenzgruppe zutage. Auch Bauchspalten, hypoplastische Linksherzsyndrome, Extremitätendefekte und Harnwegsanomalien – Fehlbildungen, die in früheren Studien zum Teil bei Kindern von Pillenanwenderinnen vermehrt beobachtet worden waren – waren in der dänischen Kohorte nicht mit einer Pilleneinnahme in der Zeit um den Eintritt der Schwangerschaft assoziiert.

    (Charlton B M et al. Maternal use of oral contraceptives and risk of birth defects in Denmark: prospective, nationwide cohort study. BMJ 2016;352:h6712, springermedizin.de, 20.1.2016/DHZ)

     

     

     

     

    Rubrik: Medizin & Wissenschaft

    Erscheinungsdatum: 22.01.2016