Candida-Infektionen in der Schwangerschaft

Fluconazol erhöht Fehlgeburtenrate

  • Eine dänische Studie bestätigt den Verdacht, dass der Wirkstoff Fluconazol, oral eigenommen, die Fehlgeburtenrate erhöhen könnte, die Anwendung der Creme scheint dagegen unbedenklich.

  • Etwa jede zehnte Frau erkrankt im Verlauf der Schwangerschaft an einer vulvovaginalen Candida-Infektion. Die Leitlinien raten in der Regel zu einer lokalen Behandlung mit Antimykotika. Eine orale Therapie mit Triazolen wie Fluconazol gilt jedoch als eine Option. Die Fachinformationen weisen allerdings auf die Reproduktionstoxizität des Wirkstoffs hin und raten dazu, eine orale Therapie „nur bei eindeutiger Notwendigkeit in Standarddosen und als Kurzzeittherapie“ anzuwenden.

    Ditte Mølgaard-Nielsen vom Statens Serum Institut in Kopenhagen hat durch den Abgleich verschiedener dänischer Patientenregister über einen Zeitraum von 17 Jahren 3.315 Frauen identifiziert, denen zwischen der 7. und 22. Gestationswoche orale Fluconazol-Präparate verordnet worden waren. Bei 147 kam es zu einer Fehlgeburt. Dieses Ereignis war zu 49 Prozent häufiger als in einer Vergleichsgruppe von 13.246 Schwangeren, denen kein orales Fluconazol verordnet worden war.

    Eine genauere Analyse, die den Frauen mit Verordnung von oralem Fluconazol jeweils vier Frauen mit möglichst gleichen Eigenschaften, aber ohne Verordnung von oralem Fluconazol gegenüberstellte, änderte wenig an der Assoziation. Molgaard-Nielsen gibt die Hazard Ratio mit 1,48 an. Sie war bei einem 95-Prozent-Konfidenzintervall von 1,23 bis 1,77 signifikant. Dies spricht dafür, dass die oralen Fluconazol-Präparate tatsächlich in der Lage sind, eine Fehlgeburt auszulösen.

    Die Studie widerspricht damit zwei früheren Studien, in denen kein Zusammenhang gefunden wurde. Beide Studien hatten jedoch zusammen nur Daten zu 1.512 expo­nierten Frauen untersucht. In der dänischen Studie waren es mit 3.315 Frauen mehr als doppelt so viele. Dennoch kann die dänische Studie die schädliche Wirkung nicht zweifelsfrei belegen. Es bleibt beispielsweise möglich, dass die schwere Candida-Infektion, deretwegen das Medikament oral verordnet wurde, für das vorzeitige Ende der Schwangerschaft verantwortlich ist. Intrauterine Candida-Infektionen sind jedoch extrem selten, so dass Mølgaard-Nielsen diesen Einwand nicht gelten lässt.

    Für Mølgaard-Nielsen bestätigen die Ergebnisse die Vorbehalte gegenüber dem Einsatz von oralem Fluoconazol in der Schwangerschaft. Sie rät dazu, vulvovaginale Candida-Infektionen nach Möglichkeit lokal zu behandeln. Die Anwendung von lokalen Azol-Päparaten wie Fluconazol war in der Studie nicht mit einer erhöhten Rate von Spon­tanaborten oder Totgeburten assoziiert.

    (Mølgaard-Nielsen, D.: Association Between Use of Oral Fluconazole During Pregnancy and Risk of Spontaneous Abortion and Stillbirth. JAMA. 2016;315(1):58-67. doi:10.1001/jama.2015.17844. aerzteblatt.de, 6.1.2016/DHZ)           

     

    Rubrik: Schwangerschaft

    Erscheinungsdatum: 07.01.2016