Zeitzeuginnen gesucht

Forschungsarbeit über »Hausschwangere« an der Charité

Schwangere, die in den seit Mitte des 18. Jahrhunderts entstehenden Entbindungsheimen und Gebäranstalten gegen Kost und Logis aufgenommen wurden und ihren Körper als Gegenleistung der Lehre und Forschung als Untersuchungsobjekt zur Verfügung stellten, wurden bis ins späte 20. Jahrhundert „Hausschwangere“ oder auch „Anstaltsschwangere“ genannt. Häufig waren es ledige, mittellose Frauen mit prekärem sozialem Status, die sich als Hausschwangere in Entbindungsanstalten haben aufnehmen lassen. Schwangere, Gebärende und Wöchnerinnen die so in Gebäranstalten lebten, standen dort auch während der Wehentätigkeit als Untersuchungs- und „Anschauungsobjekt“ zur Verfügung. Es ist anzunehmen, dass individuelle Rechte beziehungsweise ein Recht auf Selbstbestimmung und Autonomie den aufgenommenen Schwangeren selten zugestanden wurden (Schwittai, 2012).

In einem gemeinsamen Forschungsprojekt zwischen dem Institut für Hebammenwissenschaft (Charité) und dem Institut für Geschichte der Medizin (Charité) soll der Frage nachgegangen werden, welchen Einfluss das Lehren und Lernen mit den sogenannten Hausschwangeren auf die heutige geburtshilfliche Kultur hat.

Für diese Forschungsarbeit werden Frauen gesucht, die als Hausschwangere in Gebäranstalten, Mutter-Kind-Heimen oder ähnlichen Institutionen gelebt haben, oder aber Hebammen und Ärzt:innen, die während ihrer Ausbildungszeit oder in ihrem Berufsleben Kontakt hatten zu Hausschwangeren, die für die Zeit der Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett aufgenommen und verpflegt wurden.

Wenn Sie selbst im beruflichen Umfeld Erfahrungen mit Hausschwangeren gemacht haben oder jemanden kennen, der mit ihnen gearbeitet hat, oder wenn Sie selbst als Hausschwangere in einer Klinik oder einem sogenannten Entbindungsheim gelebt haben und Interesse haben, sich an Zeitzeugen-Interviews zu beteiligen, schreiben Sie gern an folgende Emailadresse: katharina.haeseli@charite.de. Wir freuen uns über jeden Kontakt und jeden Hinweis.

 

Literatur

 

Schwittai, Y. (2012). Zur Geschichte der Frauenkliniken der Charité in Berlin von 1710 bis 1989 unter besonderer Berücksichtigung baulicher und struktureller Entwicklungen. Dissertation an der Medizinischen Fakultät Charité – Universitätsmedizin Berlin. https://refubium.fu-berlin.de/bitstream/handle/fub188/13748/Promotion_Fassung_Bibliothek.pdf?sequence=1&isAllowed=y

Quelle: Katharina Häseli, Institut für Hebammenwissenschaft (Charité), 30.11.2022 ∙ DHZ

Rubrik: Aus- und Weiterbildung

Erscheinungsdatum: 30.11.2022