Schwedische Kohortenstudie

Frauen wünschen sich mehr Hebammenbetreuung nach der Geburt

  • In einer schwedischen Studie konnte der Wunsch nach einer Weiterbetreuung nach der Geburt durch eine Hebamme im häuslichen Umfeld in 96 % der Fälle nicht erfüllt werden.

  • Die Erfüllung von Erwartungen an eine Geburt steht in engem Zusammenhang zur Zufriedenheit, die Frauen nach einer erlebten Geburt empfinden: Je mehr Erwartungen erfüllt werden, desto mehr steigt die Zufriedenheit mit der Geburt. Das Ziel einer schwedischen Kohortenstudie bestand darin, sowohl die Erwartungen an eine Geburt während der Schwangerschaft als auch die Bewertung der Frauen im Wochenbett zu evaluieren: Wurden ihre Erwartungen erfüllt?

    In Schweden werden unkomplizierte Schwangerschaftsverläufe meist durch Hebammen und pathologische Verläufe durch ein multidisziplinäres Team betreut. Die postpartale Betreuung schwankt regional. Üblich ist eine telefonische Betreuung oder Wiedervorstellungen in der Klinik. Durchschnittlich finden pro Schwangerschaft acht bis neun Vorsorgetermine statt. Im Rahmen dieser Schwangerenvorsorge wurden Frauen zur Teilnahme an der Studie eingeladen. Eingeschlossen wurden 280 Frauen, vollständige Datensätze wurden von 226 Frauen erhoben. Die Datenerhebung erfolgte über zwei Fragebögen, die während der Schwangerschaft und zwei Monate nach der Geburt beantwortet wurden.

    Während der Schwangerschaft bevorzugten 90 % der befragten Frauen eine vaginale Geburt. Mehrgebärende Frauen, die bereits ein positives Geburtserlebnis hatten, äußerten den Wunsch nach einer vaginalen Geburt häufiger und Frauen mit Angst vor der Geburt, depressiven Verstimmungen oder einem geringen Selbstbewusstsein, seltener. Die Erwartung an eine vaginale Geburt wurde mit 83 % am häufigsten erfüllt.

    Während der Schwangerschaft äußerten insbesondere mehrgebärende Frauen den Wunsch nach einem kürzeren Klinikaufenthalt, wohingegen Frauen mit Angst vor der Geburt seltener diesen Wunsch hatten. 56 % der Befragten sprachen sich während der Schwangerschaft für eine Entlassung innerhalb der ersten 24 Stunden nach der Geburt aus. Tatsächlich verließen 63 % der Gebärenden die Klink während der ersten 24 Stunden nach der Geburt. Die durchschnittliche Verweildauer in der Klinik betrug 38,29 Stunden.

    Während der Schwangerschaft äußerten 39 % der Frauen den Wunsch, die frühe Postpartalzeit auf der Wochenbettstation zu verbringen, um alle notwendigen Untersuchungen abzuschließen. 36 % der Frauen bevorzugten eine frühe Entlassung in Kombination mit einer Weiterbetreuung durch eine Hebamme im häuslichen Umfeld. Tatsächlich erhielten diese Form der Betreuung nur 3,5 % (n=8): Der Wunsch nach einer Weiterbetreuung durch eine Hebamme im häuslichen Umfeld konnte somit in 96 % der Fälle nicht erfüllt werden. Ebenso erfolgte keine Betreuungskontinuität bei 73 % der Frauen.

    Die Autor:innen schlussfolgern aus ihren Ergebnissen, dass die Erwartungen der schwangeren Frauen in Bezug auf die Kontinuitätserwartung der postpartalen Betreuung nur in geringem Maß erfüllt und die Erwartungen an Hausbesuche großteils nicht erfüllt wurden. Durch die Frau selbst beeinflussbare Erwartungen erfüllten sich häufiger als strukturell durch das Gesundheitssystem beeinflusste Erwartungen. Da dies stärker berücksichtigt werden sollte, empfehlen sie, Betreuungsmodelle für Schweden zu entwickeln, die eine kontinuierliche Betreuung sowie Hausbesuche nach der Geburt beinhalten.

    Larsson, B., Elfving, M., Vesterlund, E., Karlstrom, A. & Hildingsson, I. (2022). Fulfilment of expectations on birth and the postpartum period - A Swedish cohort study. Sex Reprod Healthc. doi: https://doi.org/10.1016/j.srhc.2022.100748 ∙ DHZ

    Rubrik: Wochenbett

    Erscheinungsdatum: 21.10.2022