Saarland

Geburtshilfe in St. Wendel vor dem Aus

Mit großem Bedauern, tiefer Besorgnis und erheblichem Ärger nahm der Saarländische Hebammenverband die Entscheidung zur kurzfristigen Schließung der Geburtshilfe am Marienhaus-Klinikum in St. Wendel zur Kenntnis. Diese Maßnahme, die bereits zum Oktober umgesetzt werden soll, gefährde die wohnortnahe Versorgung werdender Mütter und stelle einen gravierenden Verlust für die saarländische Gesundheitsinfrastruktur dar. Die Schließung zwinge Familien im Nordsaarland, teilweise mehr als 50 km Anfahrtsweg bis zur nächsten Geburtsklinik auf sich nehmen zu müssen. Solche langen Wege könnten für die Schwangeren zu gefährlichen und äußerst belastenden Situationen führen. Eine qualitativ hochwertige und sichere Versorgung sei unter diesen Bedingungen nicht mehr gewährleistet – dies dürfe nicht einfach hingenommen werden.

Besonders bitter sei, dass erst zu Beginn dieses Jahres am Marienhaus-Klinikum St. Wendel der erste und bislang einzige Hebammenkreißsaal im Saarland eröffnet wurde. Dieses vielversprechende Modell, das die natürliche Geburt fördert und unnötige medizinische Interventionen reduziert, sei von den Familien hervorragend angenommen worden. Die geplante Schließung der Geburtshilfe bedeute nun jedoch einen deutlichen Rückschritt. Durch die langen Anfahrtswege kämen Frauen oft früher in die Klinik, was unnötige medizinische Eingriffe zur Folge haben könne und die Rate von Geburtskomplikationen und ungeplanten Kaiserschnitten erhöhe. Das Saarland führe seit Jahren die Statistik der Kaiserschnittraten bundesweit an – für den Hebammenverband ein Grund mehr, alles daran zu setzen, diese Schließung zu verhindern.

Die Ankündigung der Schließung weniger als drei Wochen vor dem geplanten Termin sei ein Schlag ins Gesicht für jede schwangere Frau, die sich auf eine Geburt in St. Wendel vorbereitet hat und nun mit enormem Stress und Unsicherheiten konfrontiert werde. Geplante Erweiterungen der Geburtsstation in Neunkirchen seien noch lange nicht fertiggestellt. Wie sollten die zusätzlichen Geburten dort räumlich und personell aufgefangen werden? Eine Überlastung der Kreißsäle in Neunkirchen sei vorprogrammiert.

»Wir schließen uns der Forderung des saarländischen Gesundheitsministers Magnus Jung sowie des St. Wendeler Landrates Udo Recktenwald an, eine überstürzte Schließung zu verhindern und stattdessen gemeinsam an einer nachhaltigen Lösung zu arbeiten. Es bedarf eines landesweiten Konzeptes, das sicherstellt, dass auch der ländliche Raum im Nordsaarland weiterhin Zugang zu einer sicheren und umfassenden geburtshilflichen Versorgung hat.«, so der Hebammenverband.

»Wir fordern, dass der Saarländische Hebammenverband in die anstehenden Gespräche zur Entwicklung einer zukunftsfähigen Lösung einbezogen wird. Nur so können die Interessen der Hebammen und werdenden Mütter bestmöglich vertreten werden, um eine nachhaltige und sichere Geburtshilfe im Saarland zu gewährleisten. Der Hebammenverband steht jederzeit bereit, gemeinsam mit allen Beteiligten an Lösungen zu arbeiten, die das Wohl und die Sicherheit von Mutter und Kind in den Vordergrund stellen.«


Quelle: Saarländischer Hebammenverband, 11.9.2024 · DHZ

Rubrik: Regionales

Erscheinungsdatum: 30.09.2024