Genossenschaft spannt Schutzschirm für Hebammen
Die derzeitige für die gesamte Geburtshilfe dramatische Situation extrem hoher Versicherungskosten will die neu gegründete Genossenschaft Heilwesennetzwerk e.G. (siehe Kasten) mit einem an den Berufsalltag ausgerichteten Maßnahmenkatalog auflösen. Im Zusammenspiel mit VertreterInnen interessierter Berufsstände und Versicherer soll ein für die Geburtshilfe nachhaltig finanzierbarer Schutzschirm entstehen. Davon könnten aktuell vor allem auch die Hebammen profitieren, die sich die hohen Versicherungsprämien gegenwärtig nicht mehr leisten können.
„Bei ihren Forderungen nach einer langfristigen Lösung der Versicherungsproblematik erfahren die Hebammen zwar viel Unterstützung und allgemeine Sympathie. Allerdings mehren sich kritische Stimmen, die jenseits von berechtigten Emotionen konkrete eigene Maßnahmen der Hebammen selbst fordern“, so Genossenschaftsvorstand Horst Peter Schmitz. „Nach unseren Erfahrungen aus zahlreichen Gesprächen sind viele Hebammen sehr an professionelleren Rahmenbedingungen interessiert, die sich zumindest teilweise mit den Forderungen der Politik decken“. Diese beziehen sich vornehmlich auf die Einrichtung von Qualitätsstandards und einer validen Datengrundlage.
Die Forderung von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe nach Sicherung der Qualität löst bei den Hebammen unterschiedliche Reaktionen aus. Unabhängig von den bis Ende 2014 geforderten Ergebnissen aus den Verhandlungen zwischen GKV-Spitzenverband und Berufsverbänden sind professionelle Leitlinien und Standards erforderlich. Nach Ansicht von Schmitz sei grundsätzlich ein einheitliches, professionelles System zur Risikoaufklärung, zum Einverständnis und zum Behandlungsvertrag einzuführen, das den unterschiedlichen Formen der Geburtshilfe anzupassen wäre. Eine Vereinheitlichung bedeute Schutz der Hebammen im Bereich der Risikoaufklärung.
Moderne, prozessgesteuerte QM-Systeme seien bereits vorhanden, erfüllten diese Anforderungen nachhaltig und dienten auch der Absenkung von Versicherungsprämien. Sie seien praxisnah und verursachten nur geringe zusätzliche Arbeitsbelastungen der Hebammen, heißt es aus dem Heilwesennetzwerk e.G.
Schmitz: „Gemeinsam mit unseren QM-Expertinnen bietet unser Netzwerk diese modernen Systeme allen Hebammen an. Um den Einsatz von modernen QM-Systemen honoriert zu bekommen, führen wir bereits mit der Politik und dem GKV-Spitzenverband Verhandlungsgespräche. Wir nehmen jetzt die Gespräche mit den Versicherern auf und präsentieren ihnen ein neues, für alle Beteiligten lukratives Geschäftsmodell.“
Um QM-Systeme auf hohem Niveau standardisieren zu können, müssen zuvor die Daten zu bisherigen Schadenfällen genau analysiert und dann anonymisiert werden. Dabei ist nach vorgeburtlichen Schäden, Geburtsschäden und Schäden, die im Wochenbett entstehen zu differenzieren. Die Datenlage muss anonymisiert allen Hebammen zur Verbesserung ihrer Qualität zugänglich sein. Schmitz: „Diese Daten liegen vor, werden aber nicht transparent gemacht. So können mögliche Fehler, die Menschenleben betreffen und hohe Schadenzahlungen verursachen, nicht erkannt und abgestellt werden.“ Diese Intransparenz bei der Datengrundlage führe zu ungerechtfertigten Pauschalisierungen komplexer Fragestellungen und vor allem zu einer diskriminierenden Systematik der Prämienkalkulation für verschiedene Hebammengruppierungen. Hier ist vor allem die Politik aufgerufen, diese Transparenz nachhaltig einzufordern. „Es darf nicht hingenommen werden, wenn Verbände diese für zukünftige Geburten und somit für Eltern, Kinder und Hebammen wichtigen Schadendaten unter Verschluss halten“, so Schmitz.
(Pressemitteilung, 17.6.2014)