Perinataldaten von 2005 bis 2012 in nordischen Ländern

Herzkreislauf-Erkrankungen sind häufigste Ursache mütterlicher Todesfälle

  • Herzkreislauferkrankungen werden in der Schwangerschaft häufig übersehen - sie stellen eine weltweit unterschätzte Ursache für mütterliche Todesfälle dar.

  • Die nordischen Länder zählen weltweit zu den Ländern mit der geringsten Müttersterblichkeit bei einer durchschnittlichen mütterlichen Sterblichkeit von 4 pro 100.000 Lebendgeburten. Gleichzeitig gewinnen dort Herzkreislauferkrankungen als Ursache zunehmend an Bedeutung. Dies wird parallel auch in den USA und Großbritannien beobachtet und mit einer steigenden Inzidenz von angeborenen und erworbenen Herzerkrankungen bei Schwangeren in Verbindung gebracht.

    Das Ziel dieser Studie lag darin, mütterliche Todesursachen und suboptimale Faktoren im klinischen Management im Zusammenhang mit Herzkreislauferkrankungen zu identifizieren, um zukünftige Todesfälle von Müttern zu verhindern.

    Durchgeführt wurde eine registerbasierte Studie, bei denen die Perinataldaten der nordischen Länder zwischen 2005 und 2017 ausgewertet wurden (Finnland: 2005–2012). Nationale Auditgruppen bewerteten einzelne mütterliche Todesfälle auf Grundlage der Krankenhausakten, klassifizierten die Todesursache und bewerteten die Standards der klinischen Versorgung.

    Identifiziert wurden 227 mütterliche Sterbefälle. In Bezug auf die 3.792.904 Lebendgeburten wurde eine Müttersterblichkeitsrate von 5,98 Todesfällen pro 100.000 Lebendgeburten errechnet. 36 Frauen starben in Zusammenhang mit Herzkreislauferkrankungen als häufigster Todesursache. Als häufigste Differenzialdiagnosen traten Aortendissektion/-ruptur, Myokarderkrankung und ischämische Herzerkrankung auf. Dabei wurden bei fast 60 % dieser mütterlichen Sterbefälle die assoziierte Herz-Kreislauferkrankung vor dem Tod nicht erkannt. Bei mehr als der Hälfte der verstorbenen Frauen (59%) wurde retrospektiv eine mangelhafte medizinische Versorgung festgestellt. Der Großteil der verstorbenen Frauen in Zusammenhang mit Herzkreislauferkrankungen war jünger als 35 Jahre (61%, n=22) und erstgebärend (58%, n=21). Die Hälfte der verstorbenen Frauen in Zusammenhang mit Herzkreislauferkrankungen hatte einen bekannten Gestationsdiabetes zwischen 22 und 37 Schwangerschaftswochen (50 %, n=18). Weitere Gründe der Müttersterblichkeit waren: Hypertensive Schwangerschaftserkrankungen (n=28), psychiatrische Erkrankungen (n=24), mütterliche Thrombosen (n=20) und mütterliche Infektionen (n=19).

    Aus Sicht der AutorInnen zeigt die Studie eine Müttersterblichkeit in nordischen Ländern von 6 pro 100.000 Lebendgeburten auf, die somit höher liegt als die offizielle Müttersterblichkeit mit 4 auf 100.000 Lebendgeburten (OECD-Daten). Laut WHO wird weltweit die Müttersterblichkeit vermutlich unterschätzt, was für die nordischen Länder jedenfalls zutrifft.

    Die AutorInnen schlussfolgern aus ihren Ergebnissen, dass Herzkreislauferkrankungen zwischen den Jahren 2005 bis 2017 die häufigste Ursache für mütterliche Sterblichkeit in den nordischen Ländern waren. Sie sehen ein klares Potenzial zur weiteren Senkung der Müttersterblichkeit und sprechen sich für ein erhöhtes Bewusstsein aus, Herzkreislauferkrankung bei schwangeren Frauen frühzeitig zu erkennen und im Rahmen einer multidisziplinären Zusammenarbeit zu versorgen.

    Quelle: Nyflot LT et al.: The impact of cardiovascular diseases on maternal deaths in the Nordic countries. Acta Obstet Gynecol Scand 2021. DOI: 10.1111/aogs.14104. https://obgyn.onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/aogs.14104 ∙ DHZ

     

    Rubrik: Geburt

    Erscheinungsdatum: 16.06.2021