Retrospektive Kohortenstudie aus Texas

Hilft das CTG tatsächlich bei der Verbesserung des fetalen Outcomes?

  • Wissenschaftler:innen aus Texas zweifeln an, dass ein Zusammenhang zwischen der fetalen Herzfrequenz und dem arteriellen pH-Wert der Nabelschnur existiert, der Rückschlüsse auf das kindliche Outcome zulässt.

  • Durch die Anwendung eines CTG während der Geburt kann eine metabolische Azidose des Kindes frühzeitig erkannt und damit vermieden werden. Diese grundlegende Annahme wurde nun in Frage gestellt. Durchgeführt wurde eine retrospektive Kohortenstudie unter 29.787 Kindern, die zwischen März 2021 und Juli 2020 termingerecht in einem Krankenhaus in Texas geboren wurden. Ausgewertet wurden mögliche Zusammenhänge zwischen pH-Wert der Nabelschnurarterie, Base Excess und Apgar-Werten der Neugeborenen.

    Bei 8.914 Kindern wurde eine primäre Sectio als Geburtsmodus gewählt. Bei diesen Geburten lag bei 44 % mindestens ein Risikofaktor vor, der eine Indikation aus kindlicher Sicht begründete. Bei 35 % aller Datensätze wurde kein Base Excess erhoben. 70,0 % aller Neugeborenen mit einem Nabelschnur pH-Wert unter 7,0 und 85,0 % aller Neugeborenen mit einem Base-Excess unter -12 hatten einen Apgar-Wert, der nach 5 Minuten über 7 lag. Weniger als 1 % der Neugeborenen mit einem pH-Wert über 7,2 und einem Base Excess über -4 hatten Apgar-Werte nach 5 Minuten, die unter 4 lagen. Von sieben Neugeborenen mit einer angenommenen Hypoxämie, die nach der Geburt gekühlt wurden, lag bei drei Neugeborenen der pH-Wert der Nabelschnur über 7,15.

    Die Autor:innen fassten zusammen, dass ein pH-Wert der Nabelschnurarterie unter 7,22 den sichersten Hinweis auf ein schwer deprimiertes Neugeborenes mit einem Apgar-Wert <4 gab, wobei die Sensitivität und Spezifität von ihnen als gering bis moderat eingestuft wurde. Sie zeigten auf, dass der kindliche pH-Wert unbefriedigend mit dem tatsächlichen kindlichen Outcome korrelierte, das über Apgar-Werte abgebildet wurde.

    Sie sprechen sich daher dagegen aus, dem pH-Wert der kindlichen Nabelschnur und der Interpretation gewisser CTG-Muster eine wichtige Bedeutung in Bezug auf den tatsächlichen Gesundheitszustand des Kindes beizumessen. Sie stellen die Aussagekraft einer CTG-Überwachung des Neugeborenen in Frage: Als veraltet kritisiert wird die Annahme, dass ein sicherer Zusammenhang zwischen gewissen CTG-Mustern und dem arteriellen Nabelschnur-pH-Wert existiert, der Aussagekraft hinsichtlich des gesundheitlichen Zustandes des Kindes ermöglicht. In diesem Zusammenhang geben sie zu bedenken, dass die von ihnen kritisierten Studien eine Aussagekraft hinsichtlich des Auftretens eines kindlichen pH-Wertes unter 7,2 (meist 7,15-7,2) haben, dies jedoch nicht gleichgesetzt werden kann mit tatsächlichen schlechten kindlichen Outcome-Parametern. Sie schlussfolgern, dass das Augenmerk auf die tatsächlichen Outcome-Parameter des Kindes gerichtet werden sollte.

    Laut Autor:innen sei der Rückschluss nicht haltbar, dass ein Zusammenhang zwischen der fetalen Herzfrequenz und dem arteriellen pH-Wert der Nabelschnur existiert, der Rückschlüsse auf das kindliche Outcome zulässt: Es scheint eine größere biologische Variabilität hinsichtlich des kindlichen Umgangs mit einer metabolischen Azidose zu bestehen, als bislang angenommen wurde.

    Quelle: Johnson GJ et al.: Relationship Between Umbilical Cord Gas Values and Neonatal Outcomes: Implications for Electronic Fetal Heart Rate Monitoring. Obstet Gynecol 2021. doi: 10.1097/AOG.0000000000004515 ∙ DHZ

    Rubrik: Geburt

    Erscheinungsdatum: 26.10.2021