Meta-Analyse aus den USA

Unterstützt der Vierfüßlerstand die Rotation des kindlichen Kopfes?

  • Die Einnahme des Vierfüßlerstandes erhöht nicht die Rate der Kinder, die sich aus einer hinteren Hinterhaupt- in eine vordere Hinterhauptlage drehen.

  • Eine hintere Hinterhauptslage (hi HHL) sowie ein tiefer Querstand (TQ) kann unter der Geburt zu Problemen für Mutter und Kind führen. In der Praxis wird der Gebärenden daher häufig ein Stellungswechsel in den Vierfüßlerstand (VFST) vorgeschlagen, damit das kindliche Köpfchen unterstützt wird, sich im mütterlichen Becken in eine vordere Hinterhauptslage (vo HHL) zu drehen. Ein Forscher:innenteam aus den USA überprüfte die Effektivität dieser Empfehlung nun im Rahmen einer Meta-Analyse.

    Durchgeführt wurden zunächst eine Literaturrecherche und anschließend eine Evaluation der Daten. Berücksichtigt wurden Publikationen bis September 2020, bei denen Gebärende die Position des VFST eingenommen hatten. Als primärer Outcome-Parameter wurde die kindliche Einstellung einer vorderen HHL evaluiert. Als weitere Parameter wurden die Angaben zu sofortiger Drehung des kindlichen Kopfes aus hinterer HHL in vordere HHL, die Verwendung einer PDA, die Geburtsdauer, der Geburtsmodus, ein Dammriss dritten oder vierten Grades, das kindliche Geburtsgewicht sowie ein Fünf-Minuten-Apgar unter 7 gewertet.

    Eingeschlossen wurden fünf randomisiert-kontrollierte Studien (aus initial 1.079 Publikationen), in denen Outcome-Parameter einer Studiengruppe (Frauen im VFST) mit denen einer Kontrollgruppe (Frauen in Rückenlage) verglichen wurden. In der durchgeführten Meta-Analyse umfasste die Studiengruppe 1.727 Frauen im VFST und die Kontrollgruppe 1.641 Frauen in Rückenlage. Die eingeschlossenen Studien unterschieden sich hinsichtlich des methodischen Aufbaus. So war beispielsweise in zwei Studien Frauen der Kontrollgruppe jede andere Position als dem VFST möglich, wohingegen die einzunehmende Position den Frauen in den drei anderen Studien vorgegeben wurde. Lediglich in einer der eingeschlossenen Studien wurden die direkten Auswirkungen eines Positionswechsels auf die Rotation des kindlichen Köpfchens aus einer hinteren HHL in eine vordere HHL untersucht.

    Die Ergebnisse zeigen, dass die Einnahme des VFST keine signifikanten Auswirkungen auf die untersuchten Outcome-Parameter hat. Dennoch merken die Autor:innen an, dass eine höhere Rate von Kindern der Frauen der Studiengruppe (im VFST) ein Rotationsverhalten des kindlichen Köpfchens in eine vordere HHL zeigten. Sie diskutieren in diesem Zusammenhang, dass offensichtlich dem Faktor Zeit eine größere Relevanz als dem Einnehmen des VFST zukommt, da sich eine Drehung des kindlichen Köpfchens durch Abwarten auch in Rückenlage beobachten lässt.

    Die Autor:innen schlussfolgern aus der Evaluation der Daten, dass die Einnahme des VFST die Rate an Kindern nicht erhöht, die sich aus einer hinteren HHL in eine vordere HHL drehen. Sie empfehlen weitere Forschung hinsichtlich effektiver Gebärhaltungen, um die Rotation von Kindern unter der Geburt in eine vordere HHL zu unterstützen. Zudem empfehlen sie Gebärhaltungen hinsichtlich ihrer Effektivität auf das Schmerzempfinden der Gebärenden zu untersuchen.

    Levy AT et al.: Hands-and-knees posturing and fetal occiput anterior position: a systematic review and meta-analysis. Am J Obstet Gynecol MFM 2021. 3, 100346. DOI: http://dx.doi.org/10.1016/j.ajogmf.2021.10 ∙ DHZ

     

    Rubrik: Geburt

    Erscheinungsdatum: 20.07.2021