Bayern

Interdisziplinäres Projekt zur Digitalisierung in der Schwangerenvorsorge

Momentan gestaltet sich die Schwangerenvorsorge noch komplett analog: Jedes Untersuchungsergebnis und jeder Befund werden ausgedruckt und in einen Mutterpass in Heftform eingeheftet. Abhilfe soll eine digitale Lösung schaffen: Mit ihr lassen sich im Idealfall anhand einer breiten Datenbasis in Zukunft sinnvolle Handlungsempfehlungen für alle erdenklichen Situationen im Verlauf einer Schwangerschaft ableiten. Die Grundlagen für ein solches Angebot an werdende Eltern erforschen die Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) und das Universitätsklinikum Erlangen (UKER). Das Bundesministerium für Gesundheit stellt dafür im Rahmen des Projekts "SMART Start" in den kommenden zweieinhalb Jahren eine Fördersumme von rund 3,2 Millionen Euro bereit.

In einem ersten Schritt ist zunächst eine klinische Studie mit insgesamt 500 Probandinnen geplant. Die Durchführung der Studie erfolgt in der Frauenklinik des Universitätsklinikums. Dabei kommen sogenannte Wearables wie Smartwatches zum Einsatz. Außerdem erhalten die Teilnehmerinnen verschiedene Geräte für Zuhause – etwa Kontraktions-Tracker sowie tragbare Ultraschallsonden.

„Der Zweck der Studie besteht darin herauszufinden, wie wir es Schwangeren möglichst leicht machen können, gängige Vorsorgeuntersuchungen selbst durchzuführen“, erklärt Dr. Hanna Hübner, die für das Management der Studie an der Frauenklinik zuständig ist. Am Ende der Forschungsarbeit steht die Entwicklung einer möglichst benutzerfreundlichen App.

Dass Fortschritte hin zu einer Optimierung in der Schwangerenvorsorge unbedingt erforderlich sind, liegt für Dr. Patrick Stelzl auf der Hand. Der stellvertretende Oberarzt betreut die Studie an der Frauenklinik des UKER unter medizinischen Gesichtspunkten. „Unser Ziel ist nicht, den persönlichen Kontakt zu Ärzten und Hebammen zu ersetzen und die Schwangeren der Technik zu überlassen“, erklärt der Facharzt für Frauenheilkunde. Im Gegenteil – er möchte eine Entlastung für alle Beteiligten schaffen. „Wenn sich der Aufwand für routinemäßige Untersuchungen auf der einen Seite reduziert, werden auf der anderen Seite Ressourcen frei, um sich intensiver mit komplizierten Schwangerschaftsverläufen zu beschäftigen“, erklärt Dr. Stelzl.

Auch um die Versorgung in Gegenden mit geringer Facharztdichte sicherzustellen, sind digitale Angebote ein wichtiger Baustein.

Für die Akzeptanz des neuen digitalen Angebots spielen neben Datenschutzfragen auch ethische Aspekte eine große Rolle. Daher ist auch der Lehrstuhl für Systematische Theologie II (Ethik) in das Projekt einbezogen, und schließlich wird der Lehrstuhl für Gesundheitsmanagement die organisatorische Herausforderung und die Kosten untersuchen, die aus einer flächendeckenden Versorgung mit der digitalen Variante des Mutterpasses entstehen würden.

Quelle: Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg, 4.2.2020

Rubrik: Regionales

Erscheinungsdatum: 12.02.2020