Australische Krankenhausstudie

Ist die zentrale fetale Überwachungseinheit ein Gewinn?

Viele Geburtskliniken nutzen eine zentrale fetale Überwachungseinheit (CFM). Dabei handelt es sich um Bildschirme, die das CTG auf einen Schreibtischarbeitsplatz übertragen. Ziel ist es, das geburtshilfliche Outcome für Mutter und Kind durch eine zentrale Überwachung zu verbessern.

Der plötzliche Ausfall des CFM im Westmead-Krankenhaus in Sydney bot die Chance, das geburtshilfliche Outcome und die Erwartungen des Personals mit und ohne CFM zu vergleichen. Restrospektiv wurden 2.855 Datensätze von Geburten innerhalb eines Jahres ausgewertet - im ersten Halbjahr mit und im zweiten ohne CFM. Als primärer Messpunkt wurde die fetale Morbidität analysiert und als sekundärer die geburtshilflichen Interventionen. Außerdem wurden alle Mitarbeiterinnen nach ihren Erfahrungen hinsichtlich des fehlenden CFM befragt.

So zeigten sich zwischen den beiden Kohorten keine Unterschiede im perinatalen Outcome. Zunächst zeigten sich im Halbjahr ohne CFM mehr spontane Geburten (55,4% versus 60,3%) und weniger Sectiones (25,1% versus 22%). Diese Unterschiede verschwanden jedoch, wenn die Daten um diejenigen Frauen bereinigt wurden, die mit Prostaglandin eingeleitet worden waren.

Was ins Auge sticht: Mehr als die Hälfte der Hebammen (56%) und Geburtsmediziner (54%) berichteten, dass sie ohne CFM deutlich mehr Zeit mit der Frau verbracht haben als bei funktionierendem fetalen Monitoring.

Das Westmead-Krankenhaus ist für seine Eins-zu-eins-Betreuung bekannt. Nahezu alle spontanen Geburten werden von Hebammen begleitet. Da bekannt ist, dass eine präsente Hebamme zu einer Verbesserung des Geburtsverlaufes beiträgt, ist es beinahe unverantwortlich, die zentrale fetale Überwachung wieder einzuführen.

Diese Untersuchung war die erste dieser Art in Australien bezüglich des CFM. Sie zeigt, dass eine fetale Überwachungseinheit dazu führt, dass die Hebamme weniger Zeit mit der Frau verbringt. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Ausfall der zentralen fetalen Überwachungseinheit nicht zu schlechteren Geburtsverläufen führte, sondern zu einer stärkeren Präsenz der Hebammen unmittelbar bei der Frau führte.

(Brown J, McIntyre A et al. Birth outcomes, intervention frequency, and disappearing Midwife-Potential hazards of central fetal monitoring. A single center review. Birth 2016. 43(2): 100-107/DHZ)

Rubrik: Geburt

Erscheinungsdatum: 25.10.2016