Systematische Übersichtsarbeit

Kann man eine respektvolle Geburtsbegleitung lernen?

  • Dem Erlernen und der Vermittlung einer respektvollen Geburtsbegleitung kommt im Studium der Hebammen- und Pflegewissenschaften eine große Bedeutung zu.

  • Weltweit wird ein respektvoller Umgang mit Frauen während Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett angestrebt. Daher kommen dem Erlernen und der Vermittlung dieser Grundhaltung während der Ausbildung und dem Studium der Hebammen- und Pflegewissenschaften eine große Bedeutung zu.

    Das Bewusstsein für einen respektvollen Umgang mit Frauen während Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett wurde in den vergangenen Jahren geschärft – jedoch fehlen Studien zur Wirksamkeit beziehungsweise eine Kritik an ausbildungsintegrierten Interventionen, um dieses Ziel zu erreichen.

    Wie kann also ein respektvoller Umgang mit Frauen während dieser Lebensphasen effektiv an Studierende der Hebammen- und Pflegewissenschaften weitergegeben werden, so dass Frauen in dieser Hinsicht einen Unterschied erleben? Zu diesem Themenkomplex wurde eine systematische Übersichtsarbeit mit dem Ziel einer Kritik an ausbildungsbezogenen Interventionen im Bereich der Ausbildung von Hebammen und Pflegekräften durchgeführt. Ein Ansatz mit gemischten Methoden des Joanna Briggs Institut (JBI), einem internationalen Forschungsinstitut für evidenzbasierte Medizin mit Hauptsitz in Australien, wurde angewendet, um Forschungsergebnisse zusammenzufassen und Ergebnisse zu integrieren. Eingeschlossen wurden Daten aus 9 qualitativen und quantitativen Studien, die aus 13 Publikationen stammen. Der Großteil der Studien wurde in Afrika durchgeführt (n=8), eine Studie stammt aus Spanien. Die Publikationen enthielten quantitative (n=8), qualitative (n=2) und mixed-methods (n=4) Ergebnisse.

    Interventionen zur Verbesserung des Wissens und der Wahrnehmung von Betreuenden wie Hebammen oder Krankenschwestern zeigten in quantitativen Studien eine höhere Wirksamkeit in Bezug auf einen respektvolleren Umgang mit Frauen als bei einem Verzicht auf diese Interventionen. Eine respektvolle Mutterschaftsfürsorge konnte auch durch eine verbesserte Kommunikation zwischen Frauen und Betreuungspersonen gefördert werden. Jedoch wurde lediglich in einer Studie ein zuverlässiges Instrument verwendet, um das Kriterium der »respektvollen Fürsorge« gezielt zu messen.

    Die Evaluation der qualitativen Ergebnisse gab Hinweise darauf, dass eine kontinuierliche Weiterbildung effektiver als einmalige Interventionen zu sein scheint. Ebenso scheint sich eine multidisziplinäre Zusammenarbeit positiv auf die Art und Weise der respektvollen Mutterschaftsfürsorge auszuwirken. Belastbare Schlussfolgerungen konnten jedoch aufgrund unterschiedlicher Bewertungsmethoden nicht gezogen werden.

    Die Autor:innen resümieren aus ihren Ergebnissen, dass Evidenzen auf niedrigem Niveau vorliegen, wie die Weitergabe respektvoller Betreuung von Frauen während Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett gefördert werden kann: durch Kommunikation, multidisziplinäre Zusammenarbeit sowie Interventionen zur Wahrnehmung und Verbesserung des Wissens bei betreuenden Personen. Sie empfehlen, pädagogische Interventionen zum Wissen und zur inneren Einstellung werdender Hebammen und Pflegekräfte regelmäßig mit zuverlässigen Instrumenten zu hinterfragen und zu überprüfen. Denn ein Bedarf an respektvoller Betreuung während Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett existiert.

    Quelle: Dhakal P et al.: Educational interventions to promote respectful maternity care: A mixed-methods systematic review. Nurse Educ Pract 2022. 60, 103317. https://doi.org/10.1016/j.nepr.2022.103317 ∙ DHZ

     

    Rubrik: Aus- und Weiterbildung

    Erscheinungsdatum: 08.03.2022