Placentophagie

Kein Benefit durch Verzehr der Plazenta

  • Es gibt viele Einzelfallberichte von Frauen, die durch das Verzehren ihrer Plazenta einen Nutzen verspürt haben, doch es gibt keine systematische Forschung dazu. Hier ein aus Mehl und Eiern gebackener "Mutterkuchen", der in jedem Fall stärkend ist.

  • Regelmäßig taucht das Thema Placentophagie in den Medien wieder auf. Es ist unter Prominenten derzeit sehr trendy, darüber zu reden und davon zu schwärmen, wie die "persönlichen Vitamine" roh, gekocht oder in Form von Kapseln zu ungeahnter Lebenskraft verhelfen.

    Ein neues Review der Psychiaterin Crystal Clark von der Northwestern University Feinberg School of Medicine hat die zehn derzeit veröffentlichen Studien untersucht und kommt zu dem Ergebnis, dass es keinen wissenschaftlichen Beleg dafür gibt, dass das Essen (von Teilen) der Plazenta vor Depressionen oder schmerzenden Nachwehen schützt, beim Stillen hilft, das Bonding verstärkt, die Elastizität der Haut unterstützt und zu mehr Eisen im Blut verhilft.

    Es gibt viele Einzelfallberichte von Frauen, die Vorteile erfahren haben, aber es gibt keine systematische Forschung wie viel davon Placeboeffekt ist.

    Clark befürchtet eher, dass Frauen nicht wirklich wissen, was sie da essen. Es sind gerade die Frauen, die ihre Plazenta verzehren mögen, die sonst sehr genau darauf achten, was sie in ihren Körper aufnehmen. Es gibt derzeit keine Empfehlungen über Lagerung, Haltbarkeit und die Menge, die aufgenommen werden sollte.

    Das Royal College of Midwives findet in einem dazugehörigen Statement, dass jede Frau selbst entscheiden muss, ob sie ihre Plazenta essen möchte, aber es gibt keine Empfehlung dafür.

    Anmerkung: Es darf nicht vergessen werden, dass die positive Reklame durch Prominente auch eine Industrie der Herstellung von Plazentapräparaten unterstützt, die kein Interesse an einem wirklichen Nachweis der Wirkung haben wird.

    Derzeitige Verzehrempfehlungen:

    • Smoothie aus roher Plazenta mit roten Beeren
    • getrocknete Plazenta in Kapseln zum direkten Verzehr, mehrmals täglich
    • Tinktur aus Plazenta, mehrere Tropfen werden in einem Glas Wasser verschüttelt und getrunken
    • homöopathische Globuli
    • gekocht und als Fleischersatz zu Pommes, als Burger, Stroganoff oder Bolognaise.

    (Paul, M.: Eating The Placenta: Trendy But No Proven Health Benefits And Unknown Risks http://www.northwestern.edu/newscenter/stories/2015/06/eating-the-placenta-trendy-but-no-proven-health-benefits-and-unknown-risks--.html#sthash.uIqtMKJS.dpuf. Selander, J. et al.: Human Maternal Placentophagy: A Survey of Self-Reported Motivations and Experiences Associated with Placenta Consumption. Ecology of Food and Nutrition Volume 52, Issue 2, 2013/DHZ)

     

    Rubrik: Wochenbett

    Erscheinungsdatum: 11.06.2015