Medizinstudium

Keine Regeln zum Umgang mit Interessenkonflikten

  • Das Thema Interessenkonflikte wird in Deutschland im Medizinstudium bislang weitestgehend vernachlässigt.

  • Medizinstudierende des Netzwerks "Universities Allied for Essential Medicines" (UAEM) haben eine Studie veröffentlicht, die besagt, dass es in Deutschland nur zwei medizinische Universitäten gibt, die Regeln zum Umgang mit Interessenkonflikten vorweisen können. NachwuchsmedizinerInnen kritisieren, dass PatientInnen unter der Beeinflussung durch Pharmafirmen leiden.

    Für ihre Studie haben die angehenden ÄrztInnen alle 38 deutschen medizinischen Fakultäten angeschrieben. Sie erhielten nur 16 Antworten. In diesen haben lediglich die medizinische Fakultät der TU Dresden und die Berliner Charité auf ein Statut zum Umgang mit Interessenkonflikten verwiesen.

    Besonders umfassend waren allerdings auch diese nicht. Sind Geschenke von der Industrie an Mitglieder der Fakultät verboten? Essenseinladungen? Die Teilnahme an Werbeveranstaltungen? Stipendien? Und wird die Offenlegung von Interessenkonflikten ausdrücklich verlangt? Das Statut der TU Dresden beantwortet immerhin 8 von 13 solcher Fragen, das der Charité nur 3. Keine Fakultät gab dagegen an, dass bei ihr das Thema Interessenkonflikte ausdrücklich im Medizinstudium unterrichtet wird.

    Am Ende sind die Entscheidungen von ÄrztInnen, welches Medikament sie verordnen - bewusst oder unbewusst - oft genug durch Pharmafirmen beeinflusst. "Patienten bekommen dann nicht das für sie beste Medikament, sondern das von der Firma, die den Arzt am besten überzeugt hat", sagt Klaus Lieb, Vorsitzender im Fachausschuss Transparenz und Unabhängigkeit bei der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ). Zugleich ist die Einsicht vieler MedizinerInnen erschreckend gering. Oft hört man Argumente wie, "Geld beeinflusst meine Entscheidung nicht", oder: "Ich nehme ja von allen Firmen Einladungen an, das macht mich am Ende wieder unabhängig".

    Damit Interessenkonflikte im Medizinstudium deutschlandweit geregelt werden, wollen Studierende jetzt eine Kampagne starten.

    Quelle: Grabitz P et al.: Conflict of Interest Policies at German medical schools - A long way to go. BioRxiv 2919. doi: https://doi.org/10.1101/809723 tagesschau.de, 17.10.2019 DHZ

    Rubrik: Medizin & Wissenschaft

    Erscheinungsdatum: 23.10.2019