Assistierte Reproduktionstechnologien

Künstliche Befruchtung – ungünstige Geburtsergebnisse?

  • Lesbische Paare unterziehen sich einer ART-Behandlung üblicherweise ohne Fertilitätsprobleme zu haben. Die Kinder haben kein schlechteres Outcome.

  • Lesbische Paare, die mit Hilfe assistierter Reproduktionstechnologien (ART) schwanger werden, haben bessere oder vergleichbare Geburtsergebnisse wie heterosexuelle Paare, die auf natürlichem Weg oder ebenfalls mit Hilfe von ART ein Kind empfangen haben.

    Für die Autorinnen einer neuen Studie in JAMA ist das ein Hinweis darauf, dass ungünstige Geburtsergebnisse bei ART-Schwangerschaften weniger durch die ART als vielmehr durch mit Infertilität zusammenhängende Faktoren bedingt sein könnten.

    Höhere Raten ungünstiger Geburtsergebnisse wie niedriges Geburtsgewicht oder Frühgeburtlichkeit bei Kindern, die mittels ART gezeugt wurden, werden immer wieder berichtet. »Ein Teil des erhöhten Risikos lässt sich durch die höhere Zahl an Mehrlingsgeburten bei ART-Schwangerschaften erklären«, schreiben Erstautorin Alice Goisis vom Centre for Longitudinal Studies am University College London, und ihre Kolleginnen. »Aber ob für den restlichen Unterschied die ART verantwortlich ist oder vielmehr Faktoren, die mit Infertilität zusammenhängen, ist nicht geklärt.«

    Lesbische Paare unterziehen sich einer ART-Behandlung üblicherweise ohne Fertilitätsprobleme zu haben. In Schweden werden ART-Behandlungen, wie In-vitro-Fertilisation (IVF), intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) und intrauterine Insemination für lesbische Paare seit 2005 von der Krankenversicherung bezahlt. In die Studie wurden alle Geburten in Schweden von 2007 bis 2018 eingeschlossen.

    In den zwölf Jahren gab es 868 ART-Geburten bei lesbischen Paaren, 23.488 ART-Geburten bei heterosexuellen Paaren und 456.898 Geburten, bei denen die Kinder auf natürlichem Weg gezeugt worden waren.

    Goisis und ihre Kolleginnen berichten, dass es bei ART-Geburten häufiger (lesbische Paare: 5,8 %; heterosexuelle Paare: 7,5 %) zu Mehrlingsschwangerschaften gekommen sei als bei heterosexuellen Paaren, die auf natürlichem Weg schwanger geworden waren (2,1 %).

    Die Kinder heterosexueller Paare, die auf natürlichem Weg gezeugt worden waren, hatten ein signifikant geringeres Geburtsgewicht und Gestationsalter als die Kinder lesbischer Paare, die mittels ART empfangen hatten.

    So betrug zum Beispiel das Geburtsgewicht von auf natürlichem Weg gezeugten Kindern im Schnitt 3.429,5 g, bei ART-Geburten lesbischer Paare dagegen 3.460,2 g (p<0,001). Das Risiko für niedriges Geburtsgewicht (4,9 % vs. 6,7 %) und Frühgeburtlichkeit (6,9 % vs. 9,1 %) war aber in den beiden Gruppen vergleichbar.

    Auch die Kinder heterosexueller Paare, die mittels ART schwanger geworden waren, hatten ein signifikant geringeres Geburtsgewicht (3.342,9 g vs. 3.460,2 g) und Gestationsalter als die Kinder lesbischer Paare.

    Das Risiko für niedriges Geburtsgewicht (8,9 % vs. 6,7 %) und Frühgeburtlichkeit (11,2 % vs. 9,1 %) war bei den ART-Geburten heterosexueller Paare höher als bei den lesbischen Paaren, allerdings erreichte der Unterschied keine statistische Signifikanz. Wurden ausschließlich mittels IVF oder ICSI gezeugte Kinder berücksichtigt, änderte sich an den Ergebnissen qualitativ nichts.

    Quelle: Goisis, A., Cederström, A., & Martikainen, P. (2023). Birth Outcomes Following Assisted Reproductive Technology Conception Among Same-Sex Lesbian Couples vs Natural Conception and Assisted Reproductive Technology Conception Among Heterosexual Couples. JAMA, 329(13), 1117–1119. https://doi.org/10.1001/jama.2023.1345 ∙ aerzteblatt.de, 19.4.2023 ∙ DHZ

    Rubrik: Geburt

    Erscheinungsdatum: 27.04.2023