UNICEF

Mädchen sind durch die Pandemie verstärkt von Kinderheirat bedroht

  • Frauen bei einer Kundgebung in Dhaka, Bangladesch, zum Weltfrauentag.

  • Der Bericht »COVID-19: A threat to progress against child marriage« (Covid-19: Eine Bedrohung für den Fortschritt im Kampf gegen Kinderehen) – veröffentlicht am Internationalen Weltfrauentag – warnt, dass Schulschließungen, wirtschaftliche Belastung, Unterbrechungen von Dienstleistungen, Schwangerschaften und der Tod von Eltern aufgrund der Corona-Pandemie die bereits am meisten gefährdeten Mädchen einem erhöhten Risiko aussetzen, verheiratet zur werden. Schon vor dem Ausbruch von Covid-19 waren 100 Millionen Mädchen im nächsten Jahrzehnt dem Risiko einer Kinderheirat ausgesetzt, und das obwohl die Anzahl in mehreren Ländern in den letzten Jahren deutlich gesunken ist – ein Erfolg, der nun in Gefahr ist.

    Mädchen, die im Kindesalter heiraten, müssen mit unmittelbaren und lebenslangen Folgen rechnen. Es ist wahrscheinlicher, dass sie häusliche Gewalt erfahren und nicht die Schule weiterbesuchen. Kinderheirat erhöht das Risiko einer frühen und ungeplanten Schwangerschaft. Dies erhöht wiederum das Risiko von Komplikationen und Sterblichkeit bei Müttern. Kinderheirat kann Mädchen auch von ihren Familien und FreundInnen isolieren und sie von der Teilnahme an ihren Gemeinschaften ausschließen. Das bedroht sowohl ihre psychische Gesundheit als auch ihr Wohlbefinden. Pandemiebedingte Reisebeschränkungen und räumliche Distanz erschweren Mädchen den Zugang zu medizinischer Versorgung, sozialen Dienstleistungen und gemeinschaftlicher Unterstützung, die sie vor Kinderehen, ungewollter Schwangerschaft und geschlechtsspezifischer Gewalt schützen. Da die Schulen geschlossen bleiben, ist es wahrscheinlicher, dass Mädchen ihre Ausbildung abbrechen und nicht zum Unterricht zurückkehren. Arbeitsplatzverluste und erhöhte wirtschaftliche Unsicherheit können Familien auch dazu zwingen, ihre Töchter zu verheiraten, um die finanzielle Belastung zu verringern.

    Weltweit wurden schätzungsweise 650 Millionen Mädchen und Frauen im Kindesalter verheiratet, etwa die Hälfte davon in Bangladesch, Brasilien, Äthiopien, Indien und Nigeria. Um die Auswirkungen von Covid-19 auszugleichen und die Praxis bis 2030 zu beenden – wie in den nachhaltigen Entwicklungszielen festgelegt – müssen die Fortschritte deutlich beschleunigt werden.

    Quelle: UNICEF, 8.3.2020 DHZ

    Rubrik: Covid-19

    Erscheinungsdatum: 09.03.2021