Retrospektive Kohortenstudie zur VBAC

Spezifische Schwangerenbetreuung – mehr vaginale Geburten nach Sectio

  • Die Betreuung während der Schwangerschaft scheint den größten Einfluss darauf zu haben, ob Frauen nach vorausgehender Sectio eine vaginale Geburt anstreben und glücklich umsetzen können.

  • Seit Jahrzehnten erhöht sich die Rate der Kinder, die per Sectio geboren werden, und damit auch die Anzahl der Frauen, die bei einer Folgeschwangerschaft mit dem geburtshilflichen Risiko eines Zustandes nach Sectio sowie der Auseinandersetzung und Entscheidung hinsichtlich des Geburtsmodus in der Folgeschwangerschaft konfrontiert sind. Bei einer vaginalen Geburt nach Sectio (vaginal birth after caesarean section/VBAC) sind die geburtshilflichen Risiken für Mutter und Kind größer als nach einer vorausgegangenen vaginalen Geburt. Der Aufklärung während der Schwangerschaft nach einer vorausgehenden Sectio in Bezug auf den Geburtsmodus kommt eine große Bedeutung zu.

    Durchgeführt wurde eine retrospektive Kohortenstudie in Schweden (Malmö University Hospital). Eingeschlossen wurden Frauen mit einer vorausgegangenen Sectio, die zwischen 2005 und 2008 (Gruppe I, n=792 Frauen) beziehungsweise zwischen 2013 und 2016 (Gruppe II, n=1.225 Frauen) geboren hatten. Zwischen den beiden Untersuchungszeiträumen wurde die Versorgung schwangerer Frauen verändert, da eine Schwangerenvorsorge speziell für Frauen etabliert wurde, die eine vorausgehende Sectio in ihrer Anamnese hatten.

    Hebammen waren involviert, um besonders auf Ängste der Frauen vor der Geburt einzugehen. Im Rahmen der Studie wurde die Veränderung untersucht, die diese Form der Schwangerenbetreuung in der klinischen Praxis bewirkte: Als primärer Outcome-Parameter wurde die Häufigkeit einer VBAC, als sekundäre mütterliche Outcome-Parameter das Auftreten einer Uterusruptur, Blutverlust und Hysterektomie sowie der pH-Wert des Kindes und die perinatale Mortalität als kindliche Outcome-Parameter evaluiert.

    Der Versuch einer vaginalen Geburt nach einem vorausgehenden Kaiserschnitt (trial of labour after caesarean/TOLAC) war mit 65,0 % und einer VBAC-Rate von 49,8 % in Gruppe I signifikant niedriger als in Gruppe II mit einer TOLAC-Rate von 76,9 % und einer VBAC-Rate von 62,0 %. Eine Wunschsectio nach einer vorausgehenden Sectio (elective repeat caesaren sectio/ERCS) wurde in Gruppe II mit 19,3 % seltener als in Gruppe I mit 23,5 % durchgeführt, jedoch lag hierbei keine statistische Signifikanz vor.

    In Gruppe I traten acht Uterusrupturen auf, bei denen zwei dieser Frauen eine Geburtseinleitung erhielten. In Gruppe II traten zwölf Uterusrupturen auf, wobei bei sieben Frauen zuvor eine Einleitung der Geburt durchgeführt wurde. Sowohl die mütterlichen als auch die kindlichen Outcome-Parameter unterschieden sich nicht signifikant zwischen den beiden Gruppen.

    Die Autor:innen schlussfolgern aus ihren Ergebnissen, dass ein adäquates Management von Frauen mit einer vorausgehenden Sectio das Potenzial hat, die VBAC-Rate ohne negative Auswirkungen auf mütterliche und kindliche Outcome-Parameter zu erhöhen. Hierbei schien die Art und Weise der Betreuung während der Schwangerschaft den größten Einfluss auf die Anzahl der Frauen zu haben, die sich für eine TOLAC entscheiden.

    Quelle: Vikhareva O et al.: Strategies to increase the rate of vaginal deliveries after cesarean without negative impact on outcomes. Midwifery 2022. 106. https://doi.org/10.1016/j.midw.2021.103247 ∙ DHZ

    Rubrik: Geburt

    Erscheinungsdatum: 07.02.2022