Kohortenstudie aus den USA

Menstruation beginnt bei Mädchen immer früher

  • Die erste Menstruation setzt bei Mädchen durchschnittlich immer früher ein, doch dauert es länger, bis sie regelmäßig geworden ist.

  • Das Menarche-Alter ist bei jungen Mädchen in den USA seit den 1950er-Jahren um mehrere Monate gesunken. Gleichzeitig verlängerte sich die Zeit, bis sich ein regelmäßiger Zyklus einstellt. Dies zeigt die Befragung von Smart-Phone-Nutzerinnen.

    Dass die Menstruation bei jungen Mädchen immer früher einsetzt, ist bereits in früheren Studien aufgefallen. Eine der längsten Serien stammt aus Norwegen, wo Schwangere nach der Menarche gefragt werden und die Hebammen dies in den Geburtsbescheinigungen notieren. Die Aufzeichnungen reichen bis Mitte des 19. Jahrhunderts zurück.

    Frauen der Geburtsjahrgänge um 1830 hatten ihre erste Monatsblutung mit 16 Jahren. Wie M. Rosenberg von der Universität Oslo in den Annals of Human Biology berichtete, fiel das Alter im Geburtsjahrgang 1960 auf etwas über 13 Jahre.

    Seither hat sich der Trend weiter fortgesetzt. In den USA ging das Menarche-Alter seit den 1950er Geburtsjahrgängen von 12,5 Jahren auf 11,9 Jahre in den Geburtsjahrgängen 2000 bis 2005 zurück. Die Zahlen stammen aus der Apple Women’s Health Study, die Zifan Wang von der Harvard T.H. Chan School of Public Health in Boston und Mitarbeiter jetzt ausgewertet haben.

    Insgesamt 71.341 Nutzerinnen der »Apple Research«-App haben dort in den vergangenen Jahren Angaben zu ihrer Menstruation gemacht. Neben der Menarche waren sie auch gefragt worden, wie lange es dauerte, bis die Periode regelmäßig aufgetreten war.

    Dieser Zeitraum hat sich von 1,27 auf 1,40 Jahre verlängert. Der Anteil der Frauen, die innerhalb von zwei Jahren nach der Menarche einen regelmäßigen Menstruationszyklus erreichten, ist von 76 % auf 56 % gesunken.

    Die Ursachen für die frühere Menarche werden vor allem in der Ernährung gesehen. Das hohe Menarche-Alter in Norwegen im 19. Jahrhundert war vermutlich Folge der chronischen Unterernährung in dem damals bitter­armen Land.

    Auch heute tritt die Menarche in unterentwickelten Ländern später auf. Im Allgemeinen spiegelten Länder mit einem durchschnittlichen Menarchealter von über zwölf Jahren Bevölkerungsgruppen wider, die unter Unter­ernährung und einer höheren Belastung durch Infektionskrankheiten leiden würden, schreibt die Epidemiologin Lauren Houghton von der Mailman School of Public Health in New York im Editorial. Länder mit einem Alter unter zwölf Jahren seien eher durch Überernährung und ein höheres Risiko für chronische Krankheiten gekennzeichnet.

    Dies bestätigten auch die Berechnungen von Wang. Die Apple-App hatte die Frauen auch nach ihrem Gewicht und ihrer Größe zum Zeitpunkt der Menarche befragt. Ein erhöhter Body-Mass-Index (BMI) erklärte in einer Mediationsanalyse 46 % des zeitlichen Trends.

    Quelle: Wang, Z., Asokan, G., Onnela, J. P., Baird, D. D., Jukic, A. M. Z., Wilcox, A. J., Curry, C. L., Fischer-Colbrie, T., Williams, M. A., Hauser, R., Coull, B. A., & Mahalingaiah, S. (2024). Menarche and Time to Cycle Regularity Among Individuals Born Between 1950 and 2005 in the US. JAMA network open, 7(5), e2412854. https://doi.org/10.1001/jamanetworkopen.2024.12854 · aerzteblatt.de, 30.5.24 · DHZ

    Rubrik: Medizin & Wissenschaft

    Erscheinungsdatum: 31.05.2024