Studie aus Norwegen

Missbrauch kann zu postpartaler Depression führen

5 bis 25 Prozent aller Frauen in Norwegen sind mit depressiven Symptomen nach der Geburt eines Kindes konfrontiert. Dazu gehören Traurigkeit, Müdigkeit, Veränderungen im Ess- und Schlafverhalten, Weinen, Ängstlichkeit und Nervosität. Kinder depressiver Mütter entwickeln oftmals Stresssymptome, sind nicht so sicher gebunden und entwickeln eine weniger stabile Beziehung zu ihren Eltern.

Frauen, die einem Missbrauch von jemandem, den sie kennen, ausgesetzt sind, haben eine 80 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit im Wochenbett an einer Depression zu erkranken, als Frauen, die nie missbraucht wurden. Frauen, die einem Missbrauch durch einen Fremden ausgesetzt waren, haben dagegen ein 50 Prozent höheres Risiko für eine Wochenbettdepression. Bei den unterschiedlichen Arten von Missbrauch werden die sexuelle und die psychische Gewalt am schlimmsten, die körperliche Gewalt wird dagegen als weniger schlimm empfunden.

53.000 norwegische Frauen beantworteten einen Fragenbogen. 32 Prozent von ihnen gab an, einem Missbrauch ausgesetzt gewesen zu sein. Die Frauen waren im Mittel 30 Jahre alt und gut gebildet. Unabhängig davon, ob der Missbrauch unmittelbar vor der Schwangerschaft stattfand oder Jahre zurücklag, ging damit ein drastischer Anstieg des Risikos für eine Wochenbettdepression einher. Dabei zeigte sich, dass die Gewalt von jemandem, den man kennt, als schlimmer wahrgenommen wurde als von einem Fremden. Die Ärztin Marie Flem Sørbø vom Zentrum für sexuellen und körperlichen Missbrauch durch Angehörige am Krankenhaus in Ålesund, Norwegen, hat das in ihrer Doktorarbeit herausgefunden. Postpartale Depressionen sind normal und häusliche Gewalt ist es leider auch. Es ist deswegen wichtig darüber zu reden und es zu entmystifizieren. In Norwegen ist es üblich, dass die Hebammen in der Schwangerenvorsorge dieses Thema ansprechen – ohne dabei die Frauen in ihrer Integrität zu verletzen. Auch 85 Prozent der Frauen, die einen Missbrauch erlebt haben, waren dieser Meinung.

(Flem Sørbø, M. Abuse can lead to postpartum depression. Published on ScienceNordic, 20.11.2014; http://sciencenordic.com/abuse-can-lead-postpartum-depression/DHZ)

 

 

 

Rubrik: Wochenbett

Erscheinungsdatum: 03.03.2015