Niederländische Studie

Mehr oder weniger? Wünsche von Schwangeren entgegen dem medizinischen Rat

Hebammen und GeburtsmedizinerInnen erleben immer wieder auch Schwangere, die entweder mehr oder weniger als vorgesehen, oder gar keine Betreuung wünschen. Mit Hilfe eines Fragebogens wurden GeburtshelferInnen in den Niederlanden nach ihren Erfahrungen befragt.

Die meisten Betreuenden erlebten vor allem im vergangenen Jahr Frauen, die weniger als die vorgesehenen Vorsorgeangebote annehmen wollten. Dabei wurde am häufigsten das Screening auf einen Diabetes abgelehnt (66,3 %). Eine Hausgeburt trotz Hochrisikoschwangerschaft strebten 65,3 % der Frauen an. Die fetale Überwachung während der Wehen wurde von 39,6 % der Frauen abgelehnt.

Ganzheitlich arbeitende Hebammen - also jene mit allen Angeboten - waren häufiger mit diesen Wünschen konfrontiert als Gemeinde-Hebammen (73,1 % vs. 35,2 %). Im Vergleich zu den Klinikhebammen erlebten die Gemeinde-Hebammen eine oder mehr Nachfragen nach weniger Betreuung (48,6 % vs. 27,9 %).

Die Mehrheit der Klinikhebammen hatte allerdings mindestens eine Frau pro Jahr mit dem Wunsch nach einer Sectio ohne Indikation.

Es fanden sich also Wünsche von Frauenseite nach mehr und nach weniger Betreuung, unabhängig von der medizinisch als notwendig erachteten Indikation. Wenn Frauen bestimmte Angebote ablehnen, sollte ihnen mindestens die zweitbeste Möglichkeit angeboten und empfohlen werden.

Quelle: Hollander M, Holten L et al.: Less or more? Maternal requests that go against medical advice. Women and Birth. 31(6) : 505-512. 2018. https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1871519217307035 DHZ

Rubrik: Beruf und Praxis

Erscheinungsdatum: 14.11.2018