Thromboserisiko

Nach Schwangerschaft erhöht

  • Bei Frauen mit genetisch erhöhter Neigung zu Thrombose sollten nach der Geburt Maßnahmen zur Thromboseverhütung greifen.

  • Frauen haben im Anschluss an eine Schwangerschaft noch zwölf Wochen lang ein signifikant erhöhtes Thromboserisiko. Dies ergab eine Studie, die auf der International Stroke Conference in San Diego vorgestellt und im New England Journal of Medicine publiziert wurde.

    Hämostasiologen sehen in dem leichten Anstieg der Gerinnbarkeit des Blutes, zu der es auch bei gesunden Frauen in der Schwangerschaft kommt, einen Schutzmechanismus gegen zu hohe Blutverluste während der Geburt. Der Nachteil ist eine erhöhte Neigung zu arteriellen und venösen Thromben, die neben tiefen Venenthrombosen die Gefahr von Schlaganfällen und Herzinfarkten birgt, auch wenn die letztgenannten Ereignisse sehr selten sind.

    Nach der Geburt normalisiert sich das Hämostasesystem wieder, doch der Übergang braucht Zeit. Bislang gingen ExpertInnen davon aus, dass diese Phase nur etwa sechs Wochen dauert. Hooman Kamel vom Weill Cornell Medical College in New York und KollegInnen haben diese Ansicht jetzt anhand der Krankenversichertendaten von mehr als 1.687.930 Frauen aus Kalifornien überprüft. In den ersten 24 Wochen und dem Jahr danach kam es zu insgesamt 1.015 Behandlungen wegen thrombotischer Ereignisse. Darunter waren 720 venöse Thromboembolien, 248 Schlaganfälle und 47 Herzinfarkte.

    Die NeurologInnen verglichen die Rate in den ersten Wochen und in einem gleich langen Zeitraum ein Jahr später. In den ersten sechs Wochen kamen 24,4 Ereignisse auf 100.000 Frauen gegenüber 2,3 Ereignissen im Jahr darauf. Das ergibt einen Anstieg des Thromboserisikos um den Faktor 10,8 (95-Prozent-Konfidenzintervall 7,8 bis 15,1). Normalerweise ist das erhöhte Thromboserisiko in der Schwangerschaft und der Postpartalphase kein Grund für eine antithrombotische Therapie, da die Blutungsrisiken durch eine Heparingabe höher sind als der Nutzen. Bei Frauen mit genetisch erhöhter Thromboseneigung werden aber Maßnahmen zur Thromboseverhütung durchgeführt.

    Die neuen Zahlen dürften hier Informationen zur Dauer der Maßnahmen über das Ende der Schwangerschaft hinaus liefern. Für betroffene Frauen bedeuten diese Erkenntnisse, dass die Gefahr länger anhält als bisher angenommen, auch wenn der Rückgang des Risikos bereits in den ersten Tagen nach der Geburt einsetzt.

    (aerzteblatt.de, 14.2. 2014; DHZ 4/2014)

    Rubrik: Wochenbett

    Erscheinungsdatum: 01.04.2014