AWMF

Nationale Strategie für leitlinien­orientierte Versorgung gefordert

  • Die AWMF fordert eine nationale Strategie zur Digitalisierung der Leitlinien und deren Integration in sämtliche digitale Gesundheitsanwendungen.

  • Leitlinienwissen muss nach Ansicht der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF) den Patient:innen künftig schneller zugutekommen. Dazu sei eine nationale Strategie zur Digitalisierung der Leitlinien und deren Integration in sämtliche digitale Gesundheitsanwendungen notwendig, betonte die AWMF. Routinedaten aus der Patient:innenversorgung sollten auch für Forschungszwecke genutzt sowie attraktive Karrierewege für wissenschaftlich arbeitende Mediziner:innen geschaf­fen werden, forderte der Zusammenschluss von 180 medizinischen Fachgesellschaften.

    Digitale Gesundheitsanwendungen können nach Ansicht der AWMF helfen, die medizinische Versorgung zu verbessern. »Entscheidend dafür ist jedoch, dass die Daten, die den Anwendungen zu Grunde liegen, evidenzbasiert sind«, betonte Rolf-Detlef Treede, Präsident der AWMF, in Berlin. Zwar habe die Politik bereits begonnen, die Erstellung qualitätsgesicherter Leitlinien finanziell und operational zu unterstützen. »Dieser Weg muss aber in Zukunft intensiviert und ver­ste­tigt werden«, forderte Treede.

    Neben der Förderung der Leitlinienentstehung sei es wichtig, die Digitalisierung der Leitlinien voran­zutreiben, damit Wissen für unter­schiedliche Akteure im Gesundheitswesen jederzeit und ortsunab­hängig unmittelbar in der Krankenversorgung verfügbar gemacht wird. Dies könne durch eine nationale Strategie geschehen, die evidenz­basiertes Wissen in digitalen Gesundheitsanwendungen, Patient:inneninformationen oder Ärzt:innen-Informationssystemen integriere. Wichtig sei dabei eine unabhängige Finanzierung.

    Um die Fachgesellschaften bei der Erarbeitung dieser hochwertigen Leitlinien zu unterstützen, bewilligt der G-BA jährlich etwa 5 Millio­nen Euro aus dem Innovationsfonds. Bislang wurden in zwei Auswahl­runden 41 von insgesamt 62 beantragten Projekten ausgewählt und mit 12,7 Millionen Euro gefördert.

    Die Basis für die Leitlinien und damit für eine hochwertige und evid­enzbasierte medizinische Versorgung bilden jedoch die medizinische Forschung und deren Erkenntnisse. Um diese zu fördern, erhofft sich die AWMF Verbesserungen: »Die Gesetzgebung hat in den vergange­nen Jahren zunehmend Hürden für die klinische Forschung aufgebaut, was am Beispiel der Digitalisierung besonders deutlich wird«, bedauerte Henning Schliephake, stellvertretender Präsident der AWMF.

    Nach Ansicht der AWMF sollten gesetzliche Vorgaben geschaffen werden, die unter Wahrung der datenschutzrechtlichen Bestimmun­gen den Zugang zu diesen wertvollen Informationen erleichtern. Die AWMF fordert die Politik deshalb auf, die Nutzung von Gesund­heits­daten für die Forschung klar zu regeln und den Zugang zu diesen Daten zu erleichtern.

    Quelle: aerzteblatt.de, 26.4.2022 ∙ DHZ

    Rubrik: Medizin & Wissenschaft

    Erscheinungsdatum: 27.04.2022