Niedersachsen

Notstand in der Geburtshilfe

  • Anfang Juni hatten sich so viele Hebammen in der Henriettenstiftung kurzfristig krankgemeldet, so dass der Kreißsaal an dem Wochenende für 15 Stunden geschlossen blieb.

  • Nachdem das Henriettenstift in Hannover Anfang Juni zwei Tage lang seine Kreißsäle wegen Personalmangels schließen mussten, sorgen sich schwangere Frauen in Hannover um ihre medizinische Versorgung. Besonders dramatisch: Die Klinik ist – neben der Medizinischen Hochschule, die zu dem Zeitpunkt auch am Rande ihrer Kapazitäten war – ein Level-1-Krankenhaus.

    Anlässlich dieser aktuellen Entwicklung diskutierten Ende Juni beim HAZ-Forum Eltern, ÄrztInnen, Hebammen und Krankenhausmanager über Engpässe und Finanzierung der Geburtshilfe. Das Forum der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung ist ein Ort, sich über aktuelle politische und wirtschaftliche Themen mit vielen AkteurInnen auszutauschen.

    Frauen müssten die Wahl haben, nicht nur bei der Hebamme, sondern generell auch bei ihrem Geburtsort, fanden viele der rund 100 ZuschauerInnen.

    Mütter fordern außerdem, dass das Baby und nicht die Wirtschaftlichkeit und Refinanzierbarkeit bei der Geburt im Vordergrund steht. Die Hebammen fordern bessere Arbeitsbedingungen, es könne nicht sein, dass eine Hebamme fünf Geburten gleichzeitig betreuen müsse, sagt Gitta Scholz, Kreissprecherin des Hebammenverbandes für die Region Hannover.

    Wichtig sei eine vorausschauende Personalplanung, sagt Prof. Peter Hillemanns von der MHH, man müsse rechtzeitig genügend Hebammen einstellen, damit es nicht zu Engpässen komme. Diakovere (zu dem das Henriettenstift gehört) hat jetzt in Italien Personal gefunden, weil in Deutschland viel zu wenig junge Bewerberinnen vorhanden seien. Der Diakovere-Geschäftsführer Mathias Winkelhake kritisiert, dass die 15 Ausbildungsplätze pro Jahr, die es an der Hebammenschule des Regionsklinikums gibt, nicht ausreichten.

    Einig sind sich die Träger (MHH, Regionsklinikum und Diakovere) offenbar, dass sie in der Hebammenausbildung künftig eng zusammenarbeiten wollen. Die Gleichstellungsbeauftragte der Region Petra Mundt sagte, der Vertrag sei quasi unterschriftsreif.

    (hebammen-niedersachsen.de, 22.6.2016; haz.de, 23.6.2016; DHZ)

    Rubrik: Regionales

    Erscheinungsdatum: 11.07.2016