Neurodermitis

Öle und Cremes schützen laut Studien nicht vor Ekzemen

  • Eins von fünf Kindern leidet in den ersten Lebensjahren unter einer Atopischen Dermatitis. Schützen Badeöle und Gesichtscremes dagegen?

  • Eins von fünf Kindern leidet in den ersten Lebensjahren unter einer Atopischen Dermatitis (AD). Die Ekzeme und der damit verbundene Juckreiz sind nicht nur eine starke Belastung für das Kind, die AD ist häufig mit einer späteren Neigung zu Allergien, wie Heuschnupfen, Asthma und Nahrungsmittel­allergien, assoziiert.

    Da die Ekzeme auf einer Störung der Hautbarriere mit einem gesteigerten transepi­dermalen Wasserverlust beruhen, könnte eine präventive Behandlung mit Cremes, Salben, Emulsionen, Ölen und Lotionen, die die Haut befeuchten und „schmieren“, eine schützende Wirkung bringen. Diese Hypothese wurde in den letzten Jahren in zwei randomisierten Studien untersucht, deren Ergebnisse jetzt veröffentlicht wurden:

    In der PreventADALL-Studie wurden in Norwegen und Schweden 2.397 Neugeborene auf zwei Gruppen randomisiert. In der ersten Gruppe wurden die Eltern gebeten, ab der zweiten Lebenswoche regelmäßig Emolli­enzien (Badeöl und Gesichtscreme) anzuwenden. Die zweite Gruppe erhielt keine besonderen Pflegeanweisungen. In einer zweiten Randomisierung wurde die Hälfte der stillenden Mütter gebeten, ab dem dritten bis sechsten Monat Erdnüsse, Kuhmilch, Weizen und Eier zuzufüttern. Beide Interventionen – Hautpflege und frühes Zufüttern – zeigten als Einzelmaßnahme nicht die gewünschte Wirkung. Während in der Kontrollgruppe nur 8 % der Säuglinge an einer AD litten, waren es in der Hautpflegegruppe 11 %, in der Gruppe mit früher Zufütterung 9 %. Wie Håvard Ove Skjerven von der Universitätsklinik Oslo und MitarbeiterInnen berichten, waren die Unterschiede zwischen den beiden Gruppen nicht signifikant.

    Auch in der britischen BEEP-Studie („Barrier Enhancement for Eczema Prevention“) gelang es nicht, Kinder mit einem erhöhten Allergierisiko (positive Familienanamnese atopischer Erkrankungen) durch eine intensive Hautpflege vor einer AD zu schützen. Bei der Hälfte der 1.394 Neugeborenen wurden die Mütter gebeten, im ersten Lebensjahr täglich Emollienzien auf den gesamten Körper ihres Säuglings (außer auf den Kopf) aufzutragen. Die andere Gruppe wurde gebeten, keine Feuchtigkeitscreme zu verwenden.

    Wie das Team um Hywel Williams von der Universität Nottingham berichtet, waren im Alter von zwei Jahren in der Interventionsgruppe 23 % und in der Kontrollgruppe 25 % der Kinder an Ekzemen erkrankt. Die tägliche Hautpflege war nicht nur nutzlos, sie könnte den Kindern sogar geschadet haben. Williams ermittelte eine erhöhte Rate von Hautinfektionen und auch das Risiko von Nahrungsmittel-Allergien war in der Gruppe mit der intensiven Hautpflege tendenziell erhöht. Die Frage, ob Säuglinge mit einem erhöhten Risiko durch Emollienzien vor einer AD geschützt werden können, wird derzeit noch in einer weiteren randomisierten Studie in Australien untersucht.

    Quelle: Skjerven et al.: Skin emollient and early complementary feeding to prevent infant atopic dermatitis (PreventADALL): a factorial, multicentre, cluster-randomised trial. The Lancet 2020. doi: https://doi.org/10.1016/S0140-6736(19)32983-6 Chalmers et al.: Daily emollient during infancy for prevention of eczema: the BEEP randomised controlled trial. The Lancet 2020. doi: https://doi.org/10.1016/S0140-6736(19)32984-8 aerzteblatt.de, 21.2.2020 DHZ

    Rubrik: 1. Lebensjahr

    Erscheinungsdatum: 03.03.2020