Orofaziale Fehlbildungen nach Einnahme von Ondansetron
Das Antiemetikum Ondansetron, das in den letzten Jahren zunehmend „off-label“ zur Behandlung der Emesis gravidarum verordnet wurde, steht im Verdacht, orofaziale Fehlbildungen auszulösen. Die Hersteller müssen jetzt ausdrücklich vor einem Einsatz im 1. Trimenon warnen. Frauen im gebärfähigen Alter wird bei einer Verordnung zu einer Kontrazeption geraten.
Drei epidemiologische Studien lösten den Verdacht aus: Eine Analyse der US-Datenbank „Medicaid Analytic eXtract“ mit Angaben zu mehr als 1,8 Millionen Schwangeren ermittelte drei zusätzliche Lippen-, Kiefer- oder Gaumenspalten auf 10.000 im 1. Trimenon exponierte Frauen.
In einer Analyse der US-amerikanischen National Birth Defects Prevention Study wurde für Gaumenspalten eine adjustierte Odds Ratio von 1,6 gefunden.
Die Datenbank-Analyse der Truven Health Analytics von 864.083 Mutter-Kind-Paaren ermittelte neben einer Tendenz zu vermehrten orofazialen Fehlbildungen auch eine signifikante Assoziation mit Herzfehlern. Da diese Assoziation in den beiden anderen Analysen nicht nachgewiesen wurden, betrachten die Arzneimittelbehörden den Zusammenhang mit Herzfehlbildungen als fraglich.
Insgesamt sprechen die Ergebnisse für eine Teratogenität von Ondansetron. Dass der Zusammenhang erst jetzt auffällt, dürfte mit den zunehmenden Verordnungszahlen zusammenhängen.
Die Indikation ist offiziell auf die Behandlung von „Übelkeit, Brechreiz und Erbrechen bei Therapie mit Zytostatika und Strahlentherapie“ sowie auf die „Prophylaxe von Übelkeit, Brechreiz und Erbrechen nach Operationen“ beschränkt. Das Mittel wurde jedoch mit den Jahren zunehmend Off-Label zur Behandlung der Emesis gravidarum verordnet. In den USA sollen zuletzt 13 % aller Schwangeren, die über Übelkeit in der Schwangerschaft klagten, mit Ondansetron behandelt worden.
Quelle: Huybrechts K F et al.: Association of Maternal First-Trimester Ondansetron Use With Cardiac Malformations and Oral Clefts in Offspring. JAMA 2018. doi: 10.1001/jama.2018.18307 ∙ Parker SE et al.: Ondansetron for Treatment of Nausea and Vomiting of Pregnancy and the Risk of Specific Birth Defects. Obstetrics & Gynecology 2018. doi: 10.1097/AOG.0000000000002679 ∙ Zambelli-Weiner A et al.: First trimester ondansetron exposure and risk of structural birth defects. Elsevier 2019. doi: https://doi.org/10.1016/j.reprotox.2018.10.010 ∙ aerzteblatt.de, 2.10.2019 ∙ DHZ