Systematisches Review

Oxytocinspiegel im Blutplasma und ihre Wirkung

  • Die Freisetzung von Oxytocin post partum erfolgt zunächst pulsierend, was mit fortschreitender Laktationsdauer in eine kontinuierliche Ausschüttung übergeht.

  • Obwohl es sich beim Hormon Oxytocin um ein Schlüsselhormon beim Stillen handelt, lag bislang keine Übersichtsarbeit über mütterliche Oxytocin-Plasmaspiegel als Reaktion auf das Stillen eines Kindes im Wochenbett vor. Das Ziel bestand nun darin, dazu ein systematisches Review zu erstellen. Eine sorgfältige Literaturrecherche zu stillinduzierten Oxytocinspiegeln und oxytocingebundenen Wirkungen auf das Stillen wurde zwischen den Jahren 2017 und 2019 auf Basis der Datenbanken PubMed, Scopus, CINAHL und PsycINFO durchgeführt. Aus einer Auswahl von 487 Publikationen wurden letztlich 29 Publikationen (n=601 Frauen) berücksichtigt.

    Die Ergebnisse zeigen, dass Stillen eine sofortige und kurz anhaltende Freisetzung von Oxytocin induziert, die ungefähr 20 Minuten anhält. Nach der Geburt erfolgt die Freisetzung von Oxytocin zunächst pulsierend, was mit fortschreitender Laktationsdauer in eine kontinuierliche Ausschüttung von körpereigenem mütterlichem Oxytocin übergeht. Die Ergebnisse zeigen weiter auf, dass die gemessenen Oxytocinspiegel bei mehrgebärenden Frauen höher liegen als bei erstgebärenden Frauen.

    Die Anzahl der Oxytocin-Impulse während des frühen Stillens scheint mit einer höheren Milchleistung und einer längeren Laktationsdauer verbunden zu sein und durch Stress verringert zu werden. Die durch das Stillen induzierte Oxytocinfreisetzung geht zudem mit erhöhten Prolaktinspiegeln und einer verringerten Ausschüttung mütterlicher Stresshormone einher. Stillen fördert die Geselligkeit und reduziert mütterliche Ängste. Ein Notfallkaiserschnitt führt zu einer reduzierten Ausschüttung der Hormone Oxytocin und Prolaktin.

    Die AutorInnen schlussfolgern aus ihren Ergebnissen, dass Oxytocin als Reaktion auf das Stillen freigesetzt wird. Es verursacht den Milchspendereflex und ruft physiologische Veränderungen hervor, um die Milchproduktion und psychologische Anpassungen zu fördern. Dadurch wird Frauen die Mutterschaft erleichtert. Stress und medizinische Eingriffe während der Geburt können diese Auswirkungen beeinflussen und dadurch beispielsweise den Beginn des Stillens oder das Stillen selbst beeinträchtigen. Die AutorInnen befürworten die Umsetzung der WHO-Empfehlungen der „Baby-Friendly Hospital Initiative“, da diese zehn Schritte eines babyfreundlichen Krankenhauses sowohl die Stillraten signifikant verbessern als auch ein Optimum mütterlicher Oxytocinausschüttung bewirken.

    Quelle: Uvnas Moberg K, Ekstrom-Bergstrom A, Buckley S, Massarotti C, Pajalic Z, Luegmair K et al.: Maternal plasma levels of oxytocin during breastfeeding - A systematic review. PLoS One 202015(8):e0235806. DOI: https://doi.org/10.1371/journal.pone.0235806 ∙ DHZ

    Rubrik: Wochenbett

    Erscheinungsdatum: 22.09.2020