Tumortypische Profile

Pränataltests decken Tumoren bei Schwangeren auf

Die seit einiger Zeit verfügbaren nichtinvasiven Pränataltests auf fetale Aneuploidie eignen sich offenbar auch für die Diagnostik präsymptomatischer Tumorerkrankungen.

Nicht invasives Screening auf fetale Aneuploidie untersucht zellfreie DNA (cfDNA) im Blut von Schwangeren auf das Vorliegen einer Trisomie 21, 18 und 13. Im Prinzip lässt sich dabei aber durch optimierte Sequenzierung auch andere im Blut zirkulierende cfDNA analysieren. Eine Forschergruppe um Frédéric Amant von der Katholischen Universität Löwen hat diese Möglichkeit genutzt und im Blut von 4.000 Schwangeren nach Auffälligkeiten der maternalen cfDNA gesucht. Gefahndet wurde nach asymptomatischen Tumorerkrankungen, die durch chromosomale Imbalance charakterisiert sind. Die Frauen hatten zuvor in die Tests eingewilligt.

Tatsächlich stießen die Forscher bei drei Frauen auf tumortypische Profile. Daraufhin wurden die Frauen zur Ganzkörper-Magnetresonanztomografie überwiesen. In einem Fall kam dabei ein beidseitiges Ovarialkarzinom zum Vorschein. Material aus Tumorbiopsien wurde mithilfe von Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung untersucht. Dabei bestätigte sich, dass die zuvor entdeckte cfDNA vom Tumor stammte.

Bei einer zweiten Frau ergab die Untersuchung im MRT einen multiplen supra- und infradiaphramgmatischen Lymphknotenbefall. Auch Milz und linke Gaumenmandel waren involviert. Eine Exzisionsbiopsie aus der Tonsille führte zur Diagnose eines follikulären Lymphoms vom Grad 3a. Wiederum sprach die genomische Hybridisierung dafür, dass die auffällige cfDNA ihren Ursprung im Malignom hatte.

Eine dritte Frau schließlich, die nach suspektem Befund des nicht invasiven Pränataltests zum MRT geschickt worden war, hatte eine Raumforderung im anterioren Mediastinum und verdächtige Lymphknotenveränderungen links am Hals. Die pathologische Untersuchung einer CT-geführten Stanzbiopsie der mediastinalen Masse ergab ein nodulär sklerosierendes Hodgkin-Lymphom. Die Tumorgenetik passte zum Muster der cfDNA aus dem Pränataltest. Nach der ersten Chemotherapie hatte sich das aberrante cfDNA-Profil normalisiert und blieb auch bei weiteren Tests im normalen Rahmen. Diese Entdeckung führte zu einer Pilotstudie, in der die cfDNA von Patienten mit Hodgkin-Lymphomen untersucht wurde.

Amant und seine Kollegen sehen in der Analyse von cfDNA einen gangbaren Weg, um präsymptomatischen Tumoren auf die Spur zu kommen. Das gilt ihrer Ansicht nicht nur für Mütter, die eine Blutprobe für das Pränatalscreening abgeben. „Die Entdeckung von Krebs durch genomisches Profiling muss nicht auf schwangere Frauen beschränkt bleiben“, schreiben sie und empfehlen, das Thema in größerem Rahmen weiter zu beforschen.

(Amant, F. et al.: Presymptomatic Identification of Cancers in Pregnant Women During Noninvasive Prenatal Testing. JAMA Oncol, online 5. Juni; doi: 10.1001/jamaoncol.2015.1883springermedizin.de, 26.6.2015/DHZ)

 

Rubrik: Schwangerschaft

Erscheinungsdatum: 03.07.2015