Müttersterblichkeit in den USA

Rate der Todesfälle durch Früherkennung senken

  • Autor:innen einer amerikanischen Studie schlussfolgern, dass die meisten mütterlichen Todesfälle durch Früherkennung und Behandlung sowie kontinuierliche Betreuung im Wochenbett vermieden werden könnten.

  • Die Müttersterblichkeit gilt als wichtige statistische Größe, um unterschiedliche Gesundheitssysteme zu beurteilen und miteinander zu vergleichen. Gleichzeitig werden Daten zur Müttersterblichkeit auch kritisch hinterfragt, weil sie fehlerhaft kodiert werden können und damit die Realität verzerrt wiedergegeben werden kann. In einer US-amerikanischen Studie wurden kürzlich Daten zur Müttersterblichkeit aus den Jahren 2016 und 2017 ausgewertet, indem Todesursachen und Begleitumstände individuell pro Fall geprüft und erfasst wurden. Dadurch wurde auf das Problem einer möglichen Fehlkodierung eingegangen. Die Müttersterblichkeit wurde anschließend in Zusammenhang zur Ursache und dem mütterlichen Alter ausgewertet.

    Zugrunde gelegt wurden Daten des National Center for Health Statistics von Frauen zwischen 10 und 54 Jahren. Zugeordnet wurden die mütterlichen Todesfälle der Altersgruppe A unter 35 Jahren beziehungsweise der Altersgruppe B über 35 Jahren.

    Es zeigte sich, dass die Müttersterblichkeit bei Frauen der Altersgruppe A niedriger als bei Frauen der Altersgruppe B war. So war die Müttersterblichkeit bei Frauen der Altersgruppe 35 bis 39 Jahre doppelt so hoch, bei Frauen im Alter 40 bis 44 vierfach erhöht und bei 40- bis 44-jährigen Frauen elffach erhöht im Vergleich zu Frauen unter 35 Jahren.

    Hierfür waren fünf Hauptursachen verantwortlich: Atonische postpartalen Blutung, postpartale Herzmuskelerkrankungen, embolische, eklamptische/ prä-eklamptische Erkrankungen sowie operationsbedingte Ursachen. Die atonische postpartalen Blutung war die Hauptursache mütterlicher Sterbefälle und bei über 35-jährigen Frauen im Vergleich zu Frauen unter 35 Jahren vierfach erhöht. Postpartale Herzmuskelerkrankungen waren bei Frauen über 35 Jahren dreifach häufiger eine Ursache mütterlicher Sterblichkeit als bei Frauen unter 35 Jahren. Embolische, eklamptische/ prä-eklamptische Erkrankungen sowie operationsbedingte Ursachen waren bei über 35-jährigen Frauen doppelt so häufig als bei Frauen unter 35 Jahren eine Ursache mütterlicher Sterblichkeit.

    Die Auswertung der Daten ergab, dass die aufgeführten fünf Todesursachen die Ursache für 70,9 % der mütterlichen Sterbefälle waren. Die Autor:innnen schlussfolgern, dass die meisten dieser Todesfälle durch Früherkennung und Behandlung sowie kontinuierliche Betreuung im Wochenbett vermieden werden könnten. Sie stellen ein Maßnahmenpaket zur Prävention vor, das von der Alliance for Innovation on Maternal Health entwickelt wurde, um die Anzahl mütterlicher Todesfälle zu senken.

    Diese Maßnahmen umfassen ein Notfalltraining, um geburtshilfliche Notfälle sicher zu managen, die Schulung der Kompetenz, Komplikationen frühzeitig zu erkennen und die Behandlung zu optimieren sowie Wachsamkeit gegenüber möglichen sozialen und medizinischen Risikofaktoren während des ersten Lebensjahres. 

    Quelle: Macdorman M F, Thoma M, Declercq E, Howell E A: Causes contributing to the excess maternal mortality risk for women 35 and over, United States, 2016-2017. PLoS One, 2021. 16, e0253920. Doi: https://doi.org/10.1371/journal.pone.0253920 ∙ DHZ

    Rubrik: Medizin & Wissenschaft

    Erscheinungsdatum: 24.08.2021