Diagnostik nach der Geburt

Rektale Untersuchung verbindlich

Erstmals wurde eine deutsche Leitlinie zum Management von Dammrissen III. und IV. Grades entwickelt, gehören diese doch zu den schwerwiegenden und langfristig beeinträchtigen Folgen einer Geburt. Dafür, dass die großen Geburtsverletzungen kein neues Phänomen in der Geburtshilfe darstellen und derzeit auch nicht häufiger vorkommen als vor 10, 20 oder 50 Jahren wunderte es eher, dass bis dato noch keine Leitlinie existierte.

In der Leitlinie wurden nun Standards festgeschrieben, die dann zu einer optimierten Versorgung von Frauen führen sollen. "Zumindest ab einem Dammriss zweiten Grades wird die vaginale sowie rektale Palpation zur Evaluierung des Verletzungsausmaßes empfohlen.", heißt es im Kapitel 4 zur Diagnostik.

Das heißt, nicht erst nach der Naht, sondern bereits davor. Laut dem im Elwin Staude Verlag in der Reihe Evidenz & Praxis erschienenen Lehrbuch "Geburtsverletzungen - vermeiden, erkennen, versorgen" gehört diese diagnostische Maßnahme standardmäßig nach jeder vaginalen Geburt dazu. Diese Untersuchung wird dazu führen, dass die Rate der diagnostizierten Sphinkterverletzungen steigt. Doch schließlich wird dies auch dazu führen, dass diese fachgerecht versorgt werden und die Frauen nicht lebenslang durch Beeinträchtigungen negativ an die Geburt erinnert werden.

Ein übersehener und dadurch unbehandelter Sphinkterriss kann in Zukunft als Behandlungsfehler eingeklagt werden, wenn keine rektale Untersuchung stattgefunden hat. Deswegen ist das Ergebnis dieser Untersuchung ebenso zu dokumentieren, wie ein intakter Damm oder ein DR II. Die Leitlinie findet sich unter: http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/015-079l_S1_Dammriss_III__IV_Grades_nach_vaginaler_Geburt_2014-10.pdf.

(DHZ 5.2.2015)

 

 

 

Rubrik: Geburt

Erscheinungsdatum: 09.02.2015