Risiken für Mutter und Kind leicht erhöht
Frauen, die schon einmal per Sectio geboren haben, wird bei einer nächsten Schwangerschaft häufig ein erneuter Kaiserschnitt angeboten, auch wenn hierfür keine absolute Indikation besteht. Ob dies die Mutter und ihr Kind vor Komplikationen schützt, ist umstritten.
Kathryn Fitzpatrick vom Nuffield Department of Population Health an der Universität Oxford und MitarbeiterInnen haben hierzu die Daten von 74.043 Einzelschwangerschaften von Frauen ausgewertet, die in Schottland per Kaiserschnitt geboren hatten und in den Jahren 2002 bis 2015 ein weiteres Kind zur Welt brachten.
Zwei Drittel der Frauen entschieden sich mit ihrem Frauenarzt oder ihrer Frauenärztin für einen Kaiserschnitt.
Die Analyse ergab, dass eine vaginale Geburt insgesamt mit höheren relativen Risiken für Mutter und Kind verbunden war. Die wohl am meisten gefürchtete Komplikation, die Uterusruptur, trat allerdings insgesamt nur bei 69 von 28.464 Frauen auf (0,24 %). Unter den 45.579 Kaiserschnittentbindungen kam es zu 17 Uterusrupturen (0,04 Prozent).
Auch Bluttransfusionen waren nach geplanter vaginaler Entbindung signifikant häufiger notwendig und es kam öfter zur Sepsis oder Geburtsverletzungen. Aber auch diese Komplikationen waren insgesamt selten.
Für das Neugeborene waren die Risiken bei einer vaginalen Geburt ebenfalls etwas höher. Es kam häufiger zu intrapartalen oder neonatalen Todesfällen (0,07 versus 0,01 %). Die Kinder wurden häufiger auf Intensivstationen betreut (5,45 versus 5,27 %) und sie mussten häufiger wiederbelebt werden (1,63 versus 0,33 %). Nach vaginaler Geburt hatten 7,99 % einen Apgar-Score von unter 7, nach dem Kaiserschnitt waren es 6,37 %.
Eine vaginale Geburt hatte allerdings auch Vorteile. Dazu gehörte die größere Chance, dass die Mutter anfing, das Kind zu stillen und auch nach 6 bis 8 Wochen weiterhin ihr Kind mit der Brust ernährte (43,6 versus 34,5 %).
An den Leitlinien dürfte sich aufgrund der Ergebnisse wenig ändern. Das absolute Komplikationsrisiko war so gering, dass es bei den meisten Frauen in Kauf genommen werden könnte, weil die Vorteile der vaginalen Entbindung nach derzeitigem Kenntnisstand über die erhöhte Stillquote hinausgehen.
So führt die vaginale Geburt zu einer schnelleren Ausbildung einer gesunden Darmflora, die die Gesundheit des Kindes über die Säuglingsphase hinaus günstig beeinflussen könnte.
Quelle: Fitzpatrick K et al.: Planned mode of delivery after previous cesarean section and short-term maternal and perinatal outcomes: A population-based record linkage cohort study in Scotland. PLOS Medicine 2019. doi: 10.1371/journal.pmed.1002913 ∙ aerzteblatt.de, 26.9.2019 ∙ DHZ