Schmerzmittel in der Schwangerschaft
Viele Schmerzmittel können in der Schwangerschaft zu Komplikationen führen, auch wenn sie rezeptfrei in der Apotheke erhältlich sind. Acetylsalicylsäure (ASS) beispielsweise hemmt die Blutgerinnung und führt deshalb zu erhöhtem Blutverlust bei Verletzungen und unter der Geburt. Bei Frühgeborenen, deren Mütter kurz vor der Geburt ASS eingenommen haben, finden sich häufiger Blutungen im Gehirn; bei einer Einnahme im letzten Schwangerschaftsdrittel kann es zu Herzfehlern beim Baby kommen, die später operiert werden müssen. Allerdings treten Blutungen und Herzfehler nur bei von 500 mg pro Tag und darüber auf. In sehr geringer Dosis von 50 oder 100 mg pro Tag wird ASS sehr erfolgreich auch über einen längeren Zeitraum bei Schwangeren mit drohender Präeklampsie eingesetzt.
Paracetamol hat keine negativen Auswirkungen auf die Schwangerschaft und auf den Embryo, wenn es nur in Ausnahmefällen verwendet wird. Es gibt allerdings einige Untersuchungen, bei denen unter Kindern häufiger Asthma und andere Atemwegserkrankungen oder auch Verhaltensauffälligkeiten auftraten, wenn ihre Mütter in der Schwangerschaft Paracetamol über einen längeren Zeitraum – also über Wochen und Monate – eingenommen haben.
Rezeptfrei erhältlich sind auch viele Arzneimittel aus dem Kreis der „nicht-steroidalen Entzündungshemmer“ (NSAID – non steroidal anti-inflammatory drugs). Hierzu zählen das schwächer wirksame Ibuprofen, Naproxen und das stärker wirkende Diclofenac. Von diesen Arzneimitteln ist bekannt, dass sie die Entwicklung von Eibläschen im Eierstock stören können. Sie sollten deshalb möglichst nicht eingenommen werden, wenn ein Kinderwunsch besteht. In der ersten Hälfte der Schwangerschaft sind NSAID unproblematisch. Wenn diese Arzneimittel dagegen in der zweiten Hälfte der Schwangerschaft eingenommen werden, können sie bereits in geringer Dosierung beim Baby zu Herzfehlern und auch zu Nierenversagen führen. Alle NSAID sollten deshalb ab der 28. Schwangerschaftswoche vermieden werden; das gilt auch für die weit verbreiteten Diclofenac-haltigen Schmerzgele und -cremes. Naproxen ist während der gesamten Schwangerschaft nicht erlaubt, weil nach Anwendung dieses Arzneimittels vermehrt Kiefer-Gaumen-Spalten beobachtet wurden.
(BVF, 11.12.2015)