Bayern

Schwabach: Sparen am falschen Ende

  • Schwerer Start ins Leben: Die geburtshilfliche Versorgung steht auch in Schwabach auf dem Spiel.

  • Am Weltfrauentag Anfang März ist Caroline André, feie Hebamme aus Schwabach, gemeinsam mit Hunderten Hebammen aus der Region auf die Straße gegangen, um vor der Nürnberger Lorenzkirche ihrem Unmut freien Lauf zu lassen. Hintergrund war der für 2015 beschlossene Ausstieg der Nürnberger Versicherungsgruppe aus der Berufshaftpflicht für Hebammen. Auch die „Übergangslösung“ bis 2016 ist für die Hebammen in Schwabach langfristig keine Lösung.

    „Das offizielle Aus für den Beruf der freien Hebamme wird dadurch nur um ein Jahr verschoben“, urteilt Caroline André. „Zudem ist es unklar, wie wir mit einem Durchschnittsstundenlohn von rund 8,50 Euro die Versicherungsprämie von dann über 6.000 Euro im Jahr aufbringen sollen. Ich gehe davon aus, dass viele Kolleginnen sich schon bald aus der Geburtshilfe zurückziehen werden.“ Bis zu 20 Geburten muss eine Hebamme jetzt schon dafür aufbringen, nur um die Haftpflicht zu bezahlen. Steigt die Prämie weiter an, ist das für viele nicht mehr zu schaffen – auch ein Hebammentag hat nur 24 Stunden. Wer kann, versucht jetzt, in großen Kliniken oder Zentren unterzukommen. Abgesehen davon, dass diese Stellen rar sind, kommt das für Caroline André nicht in Frage: „Laut Sozialgesetzbuch ist die Wahlfreiheit des Ortes der Geburt als zentrales Frauenrecht garantiert. In meinen Augen verstößt es gegen unser Berufsethos, Frauen nur noch während der Geburt im Krankenhaus zu begleiten und auf eine umfassende, persönliche Vor- und Nachsorge zu verzichten. Mit meiner Vorstellung des Hebammenberufs hat das jedenfalls nicht mehr viel zu tun.“ Sorgen macht sie sich außerdem, was den Nachwuchs betrifft. „Welche Frau entscheidet sich noch für den Beruf der Hebamme, wenn sie von vornherein weiß, dass sie davon nicht leben kann?“

    Caroline André ist seit 2012 für die Hebammengemeinschaft Schwabach tätig. Gemeinsam mit fünf Kolleginnen begleitet sie werdende Mütter ab Beginn der Schwangerschaft und steht ihnen auch nach der Geburt im Wochenbett zur Seite. Zusätzlich leisten die Hebammen für das Stadtkrankenhaus Schwabach Rufbereitschaft; springen also auch bei akuten Geburten ein. „Wenn die Hebammengemeinschaft Schwabach uns nicht mehr unterstützen kann, hat das auch für unser Haus dramatische Konsequenzen“, unterstreicht Stadtkrankenhaus-Geschäftsführer Diakon Klaus Seitzinger den Ernst der Lage.

    Für Caroline André und ihre Kolleginnen, aber auch das Stadtkrankenhaus Schwabach ist dies Sparen am falschen Ende: „Unsere Gesellschaft veraltet, wir brauchen Kinder. Aber wie soll das gehen, wenn wir ihnen den Start ins Leben so erschweren?“

    (Pressemeldung Stadtkrankenhaus Schwabach, 16.4.2014)

    Rubrik: Regionales

    Erscheinungsdatum: 13.05.2014