Beckenbodenprobleme

Selbstwertgefühl beeinflusst Sexualität

Es gibt widersprüchliche Aussagen über die Auswirkungen von Urininkontinenz und Beckenorganproplaps auf die Sexualität von Frauen. Da psychologische Variablen für das sexuelle Erleben eine entscheidende Rolle spielen, erscheint es notwendig, das sexuelle Selbstwertgefühl und Stress dazu in Beziehung zu setzen.

In einer israelischen Untersuchung wurden 155 Patientinnen einer urogynäkologischen Beckenboden-Sprechstunde gebeten, verschiedene Fragebögen auszufüllen zu den Beckenbodenproblemen, zum sexuellen Selbstwert und zur sexuellen Funktion (FSFI). Dabei zeigte sich, dass die sexuelle Funktion in direktem Zusammenhang mit dem Selbstwertgefühl und dem sexuellen Verlangen steht. Je älter die Frauen waren, desto geringer war ihr angebener Selbstwert und desto schlechter bewerteten sie die Sexualfunktion. Die älteren Frauen tendierten eher dazu, die Fragebögen zu Intimitäten nicht komplett auszufüllen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Hauptkriterium für eine funktionierende Sexualität das sexuelle Selbstwertgefühl ist. Diese Variable stellte sich als signifikant bedeutender dar als die beschriebenen Symptome, der Typ der Erkrankung (Inkontinenz oder Prolaps) oder die demografischen Faktoren. UrogynäkologInnen sollten bei ihren Patientinnen auch das Selbstwertgefühl mit in die Bewertung der Einschränkung und überhaupt in die Beratung mit einbeziehen.

Anmerkung der Redaktion: Auch Hebammen sollten bei der Betreuung von Frauen mit Sexualproblemen daran denken, dass organische Probleme die Sexualfunktion nur zu einem Teil beeinträchtigen. Psychologische Probleme dürfen nicht unterschätzt werden. Der Begriff Dyspareunie setzt sich zusammen aus dys – falsch und pareunos – Bettgenosse.

(Handelzalts J, Yaakobi T et al.: The impact of genital self-image on sexual function in women with pelvic floor disorders. EJOG 2017. 211:164–168; http://dx.doi.org/10.1016/j.ejogrb.2017.02.028/DHZ)

Rubrik: Medizin & Wissenschaft

Erscheinungsdatum: 10.04.2017