Probiotika in Gynäkologie und Geburtshilfe

Sichere Nahrungsergänzung?

  • Die Substitution von Probiotika kann als sichere Nahrungsergänzung angesehen werden. Sie kann eine Vielzahl positiver Auswirkungen auf geburtshilfliche und gynäkologische Beschwerden haben.

  • Probiotika sind lebendige Mikroorganismen, denen nach einer oralen Einnahme eine gesundheitsfördernde Wirkung zugesprochen wird. Sie stammen beispielsweise aus Joghurt oder fermentierten Lebensmitteln. Mehrere Probiotika-Stämme wie Lactobacillus fermentum, lactobacillus crispatus und lactobacillus curvatus zeigen dabei immunmodulatorische Wirkungen in Form von positiven Auswirkungen auf das auf Abwehrsysytem des Wirtes.

    Die dänischen Forscher:Innen Ulrik Kesmodel, Fereshteh Dardmeh und Hiva Alipour verfassten zur Evidenzlage im Bereich Probiotika ein Editorial in den Acta Obstetricia et Gynecologica Scandinavica (AOGS) mit dem Fokus auf Studien aus dem gynäkologischen Bereich (Kesmodel et al. 2021).

    Probiotika werden von geschätzt 13,7 % aller Frauen während der Schwangerschaft in den Niederlanden eingenommen.

    Axling et al. zeigten 2020, dass die Einnahme von Lactobacillus plantarum 299v in Kombination mit 4,2 mg Eisen, 12 mg Ascorbinsäure und 30 µg Folsäure den Eisenstatus gesunder, nicht-anämischer schwangerer Frauen in Schweden positiv beeinflusste. Dies könnte von geburtshilflicher Bedeutung sein. Laut Schätzungen der WHO leiden weltweit circa 40 % aller schwangeren Frauen an einem Eisendefizit. In Bezug auf die Ergänzung von Eisenprodukten geht die orale Aufnahme mit dem Vorteil einher, dass normalerweise keine anaphylaktischen Reaktionen auftreten wie dies bei Injektionen der Fall sein kann. Hierbei gelten Gemüse- und Fleischprodukte als wertvolle Eisenlieferanten, wobei die fermentierten Produkte eine bessere Eisenresorption aufzeigen.

    Eine Studie unter anämischen Ratten zeigte bessere Hämoglobin- und Hämatokritwerte nach einer Nahrungsergänzung durch Lactobacillus plantarum 299v auf (Adiki et al. 2019). Probiotika haben in einer Kombination mit Östrogenen bei postmenopausalen Frauen positive Auswirkungen auf die Normalisierung der Vaginalflora. Zudem werden sie als ergänzende Therapie bei vaginalen Infektionen empfohlen (Kuang & Jiang 2020).

    Die Autor:innen schlussfolgern in ihrem Editorial, dass die Substitution von Probiotika als sichere Nahrungsergänzung angesehen werden kann, die eine Vielzahl positiver Auswirkungen auf geburtshilfliche und gynäkologische Beschwerden haben kann.

    Quellen:

    Adiki SK et al.: Enhancement in Iron Absorption on Intake of Chemometrically Optimized Ratio of Probiotic Strain Lactobacillus plantarum 299v with Iron Supplement Pearl Millet. Biol Trace Elem Res 2019. 190, 150–156

    Axling U et al.: The Effect of Lactobacillus plantarum 299v on Iron Status and Physical Performance in Female Iron-Deficient Athletes: A Randomized Controlled Trial. Nutrients 2020. 12

    Kesmodel US et al.: Probiotics in obstetrics and gynecology – Where is the future? Acta Obstet Gynecol Scand 2021. 100, 1547–1548

    Kuang L, Jiang Y: Effect of probiotic supplementation in pregnant women: a meta-analysis of randomised controlled trials. Br J Nutr 2020. 123, 870–880

     

    Rubrik: Medizin & Wissenschaft

    Erscheinungsdatum: 20.10.2021