Sinkende Kaiserschnittrate in Bremen
Die Kaiserschnittrate ist in Bremen weiter gesunken. Das vermeldete Mitte Juni der Bremer Senat. Im Vergleich zu 2014 wurden mit 30,5 Kaiserschnittgeburten ein Prozent weniger Frauen per Operation entbunden.
Dies verbucht die Landesregierung als Erfolg des Anfang 2013 auf Initiative der Landesfrauenbeauftragten gegründeten „Bremer Bündnis zur Unterstützung der natürlichen Geburt“. Dieser bundesweit einmalige Zusammenschluss von Krankenkassen, Kliniken, Hebammen, GesundheitspolitikerInnen sowie niedergelassenen GynäkologInnen und KinderärztInnen hatte sich vor einem Jahr auf Empfehlungen geeinigt, um wieder mehr Frauen zu ermöglichen, Kinder aus eigener Kraft zu gebären.
Allerdings gibt es noch weitere Faktoren, die die Rate beeinflussen – und die Geld kosten. So sagt Torsten Frambach, Chefarzt der Frauenklinik des St. Joseph-Stifts: „Für den weiteren Erfolg ist eine Eins-zu-Eins Betreuung durch Hebammen unter der Geburt dringend erforderlich“, dazu brauche es „politische Unterstützung auf allen Ebenen“. „Mehr Zeit für Gebärende“ fordert auch Heike Schiffling, Vorsitzende des Hebammenlandesverband Bremen.
Derzeit betreuen Hebammen in der Regel mehrere Gebärende gleichzeitig. Wegen der Schließung des Kreißsaals im Klinikum Mitte Anfang 2012 und von Geburtshilfestationen im Umland kommt es in Bremer Kreißsälen regelmäßig zu Engpässen, auf die ChefärztInnen der Kliniken mehrfach hingewiesen haben. Verschärft hat sich die Situation noch einmal mit dem starken Zuzug von Geflüchteten im vergangenen Jahr. Zu diesem Thema erwarten die Fraktionen von SPD und Grünen in der Bremischen Bürgerschaft eine Auskunft des Senats.
Die Kaiserschnittrate ist nicht in allen Kliniken gleichermaßen gesunken. Im Klinikum Links der Weser (LdW), das extreme Frühgeburten betreut, liegt sie konstant bei 34 Prozent. Am stärksten gefallen ist sie in Bremen Nord: Von 32 Prozent im Jahr 2013 auf 27 Prozent in 2015. Im Sankt-Joseph-Stift, der nach dem LdW größten Geburtshilfeklinik, ist sie sogar gestiegen: Von 23,4 auf 25,9 Prozent.
(taz.de, 17.6.2016)