Fehlgeburten

Steigert Nachtarbeit das Risiko?

  • Frauen, die regelmäßig nachts arbeiten, haben ein höheres Risiko, eine Fehlgeburt zu erleiden.

  • Schwangere Frauen erleiden im Anschluss an Nachtschichten häufiger eine Fehlgeburt. Dies ergab eine landesweite Kohortenstudie in Occupational & Environmental Medicine.

    Das „Nachthormon“ Melatonin wird in der Schwangerschaft auch von den Ovarien und der Plazenta gebildet. Nachtarbeit führt zu einer verminderten Ausschüttung von Melatonin. Bei Mäusen kann durch den Schlafentzug ein Abbruch der Schwangerschaft ausgelöst werden.

    Luise Moelenberg Begtrup vom Bispebjerg Frederiksberg Hospital in Kopenhagen und MitarbeiterInnen haben in einer epidemiologischen Studie untersucht, ob Nachtarbeit auch beim Menschen den Erfolg einer Schwangerschaft gefährdet. Die ForscherInnen werteten die Gehaltsabrechnungen von 22.744 schwangeren dänischen Frauen aus, die im Krankenhaus als Pflegerin oder Ärztin arbeiteten. In den Abrechnungen werden die Nachtschichten erwähnt, da sie den Lohn beeinflussen. Die Daten wurden dann mit dem dänischen Geburtenregister in Beziehung gesetzt, das Fehlgeburten erfasst, sofern sie zu einer Behandlung im Krankenhaus führen.

    Ab der achten Schwangerschaftswoche kam es zu 32 % häufiger zu einer Fehlgeburt, wenn die Frauen in der Woche zuvor zwei oder mehr Nachtschichten absolviert hatten. Die Hazard Ratio von 1,32 war mit einem 95-Prozent-Konfidenzintervall von 1,07 bis 1,62 statistisch signifikant.

    Des Weiteren war eine Dosis-Wirkungsbeziehung nachweisbar, die in epidemiologischen Studien immer auf eine Kausalität hinweist. Frauen, die 26 oder mehr Nachtschichten in der Frühschwangerschaft absolvierten, hatten ein 2,6-fach erhöhtes Risiko für eine Fehlgeburt.

    Sofern die Ergebnisse die Wirklichkeit richtig wiedergeben, könnte Nachtarbeit für eine größere Zahl von Fehlgeburten verantwortlich sein. Etwa 14 % aller Frauen in Europa machen hin und wieder Nachtschichten. Bei Angestellten im Gesundheitswesen ist dies sogar die Regel.

    Quelle: Moelenberg Begtrup L et al.: Night work and miscarriage: a Danish nationwide register-based cohort study. BMJ Journals 2019. https://oem.bmj.com/content/early/2019/03/08/oemed-2018-105592aerzteblatt.de, 9.4.2019DHZ

    Rubrik: Schwangerschaft

    Erscheinungsdatum: 10.04.2019