Labortest an Pseudoviren

Stillen kann Kinder vor Corona schützen

  • Stillende Mütter, die gegen Covid-19 geimpft wurden, haben Antikörper gegen Sars-CoV-2 in ihrer Muttermilch.

  • Säuglinge profitieren in den ersten Lebensmonaten von den mütterlichen Antikörpern, die sie vor der Geburt über die Plazenta und nach der Geburt über die Mutter­milch erhalten. Sars-CoV-2 macht hier keine Ausnahme. Frühere Studien haben bereits Antikörper gegen Sars-CoV-2 im Nabelschnurblut und in der Muttermilch von Müttern nachgewiesen, die gegen Covid-19 ge­impft waren.

    Ein Team um Joseph Larkin von der Universität von Florida in Gainesville hat jetzt die Immunität von gestill­ten Säuglingen näher untersucht. Bei den Säuglingen wurden die Antikörper regelmäßig in den Stuhlproben gefunden. Es handelte sich zum einen um IgG-Antikörper, die auch im Blut der Mütter nachgewiesen wurden.

    Sie können nach derzeitigem Kenntnisstand vom Darm der Kinder resorbiert werden (was nur in den ersten Lebensmonaten möglich ist) und die Säuglinge möglicherweise vor systemischen Infektionen schützen. Die Brustdrüse produziert zusätzlich IgA-Antikörper, die für den Schutz von Schleimhäuten zuständig sind.

    Bei Säuglingen könnten diese Antikörper helfen, intestinale Infektionen mit Sars-CoV-2 zu verhindern, die bei Säuglingen vermutlich häufiger sind als bei Erwachsenen. Bei Kleinkindern kommt es auch über Wochen zur Ausscheidung von Virus-RNA mit dem Stuhl, was auf ein mögliches Infektionsrisiko für andere Menschen hinweist.

    Die Forscher:innen haben in einem Labortest an Pseudoviren untersucht, ob die in den Stuhlproben enthaltenen Antikörper in der Lage wären, Sars-CoV-2 zu neutralisieren. Dies war interessanterweise bereits vor der Imp­fung der Mütter (einige Teilnehmerinnen der Studie wurden erst während der Stillzeit geimpft) möglich. Die Immunabwehr der Muttermilch scheint von Natur aus »breit aufgestellt« zu sein und unspezifisch Viren und andere Krankheitserreger abzuwehren.

    Nach den Impfungen kam es dann zu einem deutlichen Anstieg der neutralisierenden Wirkung. Sie war übri­gens auch dann noch nachweisbar, wenn die Antikörpertiter im Blut der Mutter schon wieder abnahmen. Die neutralisierende Wirkung schien sogar zuzunehmen, berichtet Larkin. Die Aussagekraft der Studie wird aller­dings durch eine geringe Teilnehmerzahl von 37 Müttern und 25 Säuglingen begrenzt. Viele Ergebnisse wa­ren statistisch nicht signifikant.

    Quelle: Larkin, J et al. (2023). Detection of SARS-CoV-2 IgA and IgG in human milk and breastfeeding infant stool 6 months after maternal COVID-19 vaccination. Journal of Periatology. doi: 10.1038/­s41372-022-01581-5 ∙ aerzteblatt.de, 13.1.2023 ∙ DHZ

    Rubrik: Medizin & Wissenschaft

    Erscheinungsdatum: 18.01.2023