Systematische Metaanalyse

Telemedizin gegen postpartale Depressionen?

  • Telemedizinische Interventionen sind geeignet, postpartale Depressionen zu verhindern oder eine vorliegende Symptomatik zu verbessern.

  • Postpartale Depressionen zählen zu den schwerwiegenden und häufigen Problemen im Wochenbett. Eine Vielzahl verschiedener Therapiemöglichkeiten stehen zur Verfügung, jedoch können zahlreiche Hindernisse den Zugang zu einer Behandlung erschweren, beispielsweise finanzielle Engpässe oder Bedenken hinsichtlich der Kinderbetreuung. Daher stehen telemedizische Angebote im Fokus der Aufmerksamkeit, da diese mit den Vorteilen einhergehen, dass räumliche Distanzen überbrückt werden können und keine spezielle Kinderbetreuung erforderlich ist.

    Im Rahmen einer systematischen Übersichtsarbeit wurde überprüft, wie sich telemedizinische Interventionen bei vorliegender postpartaler Depression während der Wochenbettszeit bei Frauen ohne psychische Störungen in der Vorgeschichte auswirken. Eingeschlossen wurden zehn randomisiert-kontrollierte Studien mit Daten von 2.366 Frauen, die bis Januar 2020 publiziert wurden. Unterschieden wurden die Auswirkungen einer telefonischen Beratung, der Einsatz mobiler Endgeräte, Social Media und Internetseiten. In allen Studien umfasst die Kontrollgruppe Frauen, die eine übliche Betreuung in Form von Hausbesuchen und persönlicher Beratung erhielten.

    Ein Vergleicht des Edinburgh Postnatal Depression Score (EPDS) zeigte, dass Frauen durch telemedizinische Angebote profitierten und eine signifikante Verbesserung bei vorliegender postpartaler Depression zeigten. Eine Auswertung der Daten aus sechs Studien zeigte auf, dass auch langfristige Auswirkungen sechs Monate nach der Geburt ersichtlich waren. Eine Subgruppenanalyse zeigte auf, dass sowohl telefon- wie internetbasierte Beratungen positive Auswirkungen zeigten, wobei telefonische Beratungen am effektivsten waren. Drei Studien zur Zufriedenheit der Teilnehmerinnen zeigten, dass Frauen mit technologiebasierten Interventionen sehr zufrieden waren.

    Die AutorInnen schlussfolgern, dass telemedizinische Interventionen viel versprechend sind, um postpartale Depressionen zu verhindern oder eine vorliegende Symptomatik zu verbessern. Sie empfehlen qualitativ hochwertige Forschung, um Strukturen und Inhalte effektiver telemedizinischer Interventionen weiter zu erforschen, sowie die wirtschaftliche Bewertung dieser Interventionen, um den langfristigen Einsatz zu bewerten.

    Quelle: Hanach N et al.: The effectiveness of telemedicine interventions, delivered exclusively during the postnatal period, on postpartum depression in mothers without history or existing mental disorders: A systematic review and meta-analysis. Midwifery 2021. 94, 102906. DOI: 10.1016/j.midw.2020.102906 ∙ DHZ

    Rubrik: Wochenbett

    Erscheinungsdatum: 09.02.2021