Künstliche „Gebärmutter“

Textile Therapie für Frühgeborene

Rund 50.000 Frühgeborene kommen jährlich in Deutschland zur Welt. Seit langem ist bekannt, dass den unreifen Babys oftmals die räumliche Begrenzung und die pränatalen sensorischen Reize durch den Uterus fehlen. Ein textiler „künstlicher Uterus“ soll nun die mütterliche Umgebung und Reizstimulation in einen Inkubator übertragen. Um diese Impulse nachzuahmen, wird durch Wissenschaftler der Hohenstein Institute in Bönnigheim im Rahmen eines Forschungsprojekts ein „künstlicher Uterus“ zur sensorischen Stimulation entwickelt.

Es sollen zunächst über textile Materialeigenschaften wie Haptik, Elastizität und Widerstand die Bedingungen der Gebärmutter nachgeahmt werden. Zugleich wird der „künstliche Uterus“ die sensorischen, motorischen und Gleichgewichtsreize vermitteln, um die Reifung des kindlichen Gehirns zu fördern. Die Forscher gehen in ihrem Projekt sogar einen Schritt weiter und integrieren zugleich den Herzschlag der Mutter in den „künstlichen Uterus“. Denn auch die Stimme und der Herzschlag der Mutter haben bekanntermaßen eine beruhigende Wirkung und stimulieren zugleich die Entwicklung des frühgeborenen Kindes. Der „künstliche Uterus“ ist damit der erste Textiltherapeut seiner Art – Inkubatoren bieten bislang ausschließlich gleichbleibende Temperatur, die notwendige Luftfeuchtigkeit und Sauerstoffsättigung.

Im Rahmen des vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie geförderten Projekts soll bereits im nächsten Jahr ein erster Prototyp des „künstlichen Uterus“ mit motorischen und akustischen Textilaktuatoren in der Praxis mit Neonatologen erprobt werden.

(idw-online, 5.6.2014)

Rubrik: Medizin & Wissenschaft

Erscheinungsdatum: 04.07.2014