Recht auf Schwangerschaftsabbruch

US-amerikanische Ärztin träumt von schwimmender Klinik

  • Eine US-amerikanische Ärztin verfolgt die Idee einer schwimmenden Klinik im Golf von Mexiko, wo im rechtsfreien Raum Schwangerschaftsabbrüche angeboten werden könnten, um die Verbote in den anliegenden US-Bundesstaaten zu umgehen.

  • Mit dem Ende des Rechts auf Schwangerschaftsabbruch in den USA haben in zahlreichen Bundesstaaten die wenigen noch verbliebenen Kliniken, die Abbrüche durchführen, ihre Tore geschlossen. Die Lage scheint für viele ausweglos – doch die Not macht auch erfinderisch.

    Ein Schiff für Schwangerschaftsabbrüche im Golf von Mexiko – das ist der Traum der Frauenärztin Amy Autry. »Ich bin der Meinung, dass Abtreibung und Verhütung zur grundlegenden Gesundheitsfürsorge gehören«, sagte die Gynäkologin im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur in Washington. Umso mehr habe sie die Entscheidung des Obersten US-Gerichts »verstört«, dass verfassungsmäßige Recht auf Schwangerschaftsabbrüche in den USA zu kippen.

    Autry praktiziert als Ärztin in Kalifornien – ein liberaler US-Bundesstaat, in dem ein Abbruch weiter legal ist. Doch die Ärztin ist im Süden des Landes aufgewachsen – dort gelten nun in zahlreichen Bundesstaaten Abtreibungsverbote. »Einer der größten Flüsse ist der Mississippi, und auf dem Mississippi gibt es Flussboot-Casinos«, sagt sie. Die Idee von Casinos auf dem Wasser ist bereits vor langer Zeit entstanden, um dem Verbot für Glückspiel zu entgehen. Diese Boote hätten sie schon immer fasziniert, erzählt Autry. Und so sei sie auf die Idee für das Schiff gekommen.

    Die Ärztin nahm also Kontakt zu Anwältinnen und Anwälten mit Spezialgebiet Seerecht auf. Schnell sei man zu dem Ergebnis gekommen, dass ein Schiff für Abtreibungen auf einem Fluss zu viele juristische Schwierigkeiten mit sich bringen würde. Was aber die südlichen US-Bundesstaaten Mississippi, Alabama, Louisiana und Texas miteinander verbinde, sei der Golf von Mexiko. So sei sie Idee für das Schiff entstanden, für das Autry nun Spenden sammelt.

    Ihr Traum ist eine Art schwimmende Klinik – in der Verhütungsmittel und Schwangerschaftsabbrüche angeboten werden. Viel ist bisher noch unklar – ein Schiff gibt es noch nicht. Aber Autry gibt sich optimistisch: »Sobald wir ein Schiff haben, wäre unser Ziel, in einem Jahr einsatzbereit zu sein.« Ihr Projekt hat ein Vorbild: Die niederländische Nichtregierungsorganisation »Women on Waves«, die mit einem Schiff immer wieder Frauen in internationalen Gewässern geholfen hat.

    Der Supreme Court hatte in einer historischen Entscheidung im Juni das rund 50 Jahre lang geltende Recht auf Schwangerschaftsabbruch gekippt. Da es aktuell keine bundesweite Gesetzgebung gibt, liegt die Entscheidung über das Recht nun bei den Bundesstaaten. Zahlreiche von ihnen haben Schwangerschaftsabbrüche weitgehend verboten – ein Flickenteppich an Regelungen ist die Folge. In manchen Gegenden des Landes müssen Frauen Tausende Kilometer weit fahren, um in einen Bundesstaat zu reisen, in dem der Schwangerschaftsabbruch noch legal ist. Viele können sich das nicht leisten. Die Bundesstaaten versuchen, auch dafür rechtliche Hürden zu schaffen.

    Quelle: dpa, 4.8.2022 ∙ DHZ

     

    Rubrik: Politik & Gesellschaft

    Erscheinungsdatum: 04.08.2022