Verlängern elektrische Milchpumpen die Stilldauer?
In den USA beginnen 83 % der Frauen nach der Geburt ihres Kindes mit dem Stillen. Nach drei Monaten stillen jedoch nur noch 17 % ausschließlich. Unterschiedliche sozioökonomische und individuelle Faktoren sowie verschiedene ethnische Hintergründe scheinen Einfluss auf die Stilldauer zu nehmen. Als möglicher Einflussfaktor wurde kürzlich die ergänzende Verwendung einer Milchpumpe durch stillende Mütter in den USA untersucht. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift Journal of Pediatrics veröffentlicht.
Wenn das Stillen an der Brust aus verschiedenen Gründen nicht möglich ist, kann eine Milchpumpe helfen, Muttermilch zu gewinnen und das Neugeborene damit zu ernähren. So kann die Mutter beispielsweise eine Stillbeziehung initiieren, nachdem sie aus medizinischen Gründen von ihrem Kind getrennt wurde. Durch das Abpumpen kann die Milchbildung an der Brust initiiert werden und ein Stillen an der Brust erfolgen, sobald Mutter und Kind wieder zusammen sind. Zudem kann ein Kind mit abgepumpter Muttermilch versorgt werden, wenn die Mutter aufgrund möglicherweise traumatischer Vorerfahrungen, kultureller Normen oder persönlicher Wünsche keinen direkten Kontakt an der Brust wünscht. Eine Milchpumpe kann berufstätigen Müttern während der Stillzeit helfen, die Arbeit und die Versorgung eines Neugeborenen zu vereinbaren.
In den USA beträgt der Anteil exklusiv pumpender Mütter 7 %. Wie jedoch beeinflusst eine Milchpumpe die Stilldauer, wenn Frauen diese ergänzend zum Stillen verwenden? In einer Querschnittsstudie von Deanna Nardella und ihrem Team wurden hierzu Daten von 19.780 Frauen aus den US-Bundesstaaten Maine, Michigan, New Mexico und Utah ausgewertet, die zwischen 2016 bis 2021 erhoben wurden. Eingeschlossen wurden Frauen, die initial nach der Geburt am Termin begannen, ihr Kind zu stillen und zu einem späteren Zeitpunkt der Stillbeziehung ergänzend eine Milchpumpe verwendeten.
Das Durchschnittsalter der eingeschlossenen Frauen betrug 29,5 Jahre. Durchschnittlich stillten Frauen nach der Verwendung einer Milchpumpe 21 Wochen länger als Frauen, die keine Milchpumpe verwendeten. Die Verwendung einer elektrischen Milchpumpe ging mit einem 3 % geringeren Risiko für einen Abbruch der Stillbeziehung einher. Die Daten zeigten, dass Frauen nach hypertensiven Beschwerden während der Schwangerschaft, einer Entbindung per Sectio oder der Geburt eines Neugeborenen mit geringem Geburtsgewicht durchschnittlich häufiger eine Milchpumpe verwendeten als Frauen ohne diese begleitenden Faktoren.
Die Autor:innen fassen zusammen: Die ergänzende Verwendung einer Milchpumpe geht mit einer durchschnittlich längeren Gesamtstilldauer einher. Sie geben jedoch zu bedenken: Trotz der Hinweise in dieser Studie auf den vorteilhaften Einfluss auf die Gesamtstilldauer sind Milchpumpen keine generelle Lösung für Stillprobleme. Die Anwendung sollte in der Praxis sorgfältig durchdacht und das zugrundeliegende Stillproblem verstanden sein. Weitere Forschung sollte durchgeführt werden.
Nardella, D., Canavan, M., Sharifi, M., & Taylor, S. (2024). Quantifying the Association Between Pump Use and Breastfeeding Duration. The Journal of pediatrics, 114192. Advance online publication. https://doi.org/10.1016/j.jpeds.2024.114192 · Beate Ramsayer/DHZ