Mutter-Kind-Kohortenstudie aus Norwegen

Sprechen Kinder, die zu früh geboren werden, später?

  • Kinder, die zu früh zur Welt kommen, scheinen ein erhöhtes Risiko für Sprachverzögerungen zu haben. Dabei besteht scheinbar ein Zusammenhang zwischen der Geburtswoche und dem Auftreten der Sprachverzögerung.

  • Studien zeigen auf, dass Frühgeburtlichkeit mit unterschiedlichen neurologischen Entwicklungsstörungen im Krabbel- und Vorschulalter einhergehen kann. Das Ziel einer norwegischen Studie war die Untersuchung der Frage, ob ein Zusammenhang zwischen Frühgeburtlichkeit und einer späteren Sprachentwicklung besteht. Hierzu wurde eine retrospektive Kohortenstudie vom norwegischen Institut für öffentliche Gesundheit durchgeführt.

    Eingeschlossen wurden 26.769 Geschwisterkinder, die zwischen der 23. und 42. Schwangerschaftswoche geboren wurden. Die Evaluation der Sprachentwicklung und möglichen Sprachverzögerung erfolgte bei den Kindern im Alter von eineinhalb, drei und fünf Jahren. Die Geburtsdaten der Kinder wurden im Rahmen einer norwegischen Mutter-Kind Kohortenstudie erhoben und stammen aus den Jahren 1999 bis 2008.  Die Daten der Sprachentwicklung wurden dem norwegischen medizinischen Geburtsregister entnommen, das im Jahr 2015 veröffentlicht wurde. Die Daten aus diesen beiden Studien wurden zusammengeführt und im Rahmen dieser retrospektiven Kohortenstudie evaluiert. Die ForscherInnen stellten verschiedene Berechnungen an, um familiäre Risikofaktoren auszugleichen und schwangerschaftsspezifische Risikofaktoren zu kontrollieren.

    Die Ergebnisse lieferten Hinweise darauf, dass Frühgeborene ein erhöhtes Risiko für Sprachverzögerungen hatten, wobei ein Zusammenhang zwischen der Geburtswoche und dem Auftreten der Sprachverzögerung zu bestehen scheint. So lag bei Kindern, die vor der 37. Woche geboren wurden, mit 1,5 Jahren ein erhöhtes Risiko für Sprachverzögerungen vor. Kinder, die vor Woche 34 geboren wurden, hatten mit 3 und 5 Jahren diesbezüglich ein erhöhtes Risiko. Bei Kindern, die in den Wochen 29 bis 33 und vor Woche 29 geboren wurden, war das Risiko nach 1,5 Jahren erhöht.

    Die AutorInnen schlussfolgern, dass frühgeborene Kinder einem Risiko für Sprachverzögerungen ausgesetzt sind, wobei familiäre Störfaktoren nur einen geringen Einfluss zu haben scheinen. Dies deutet auf einen Ursache-Wirkungs-Zusammenhang zwischen Frühgeburtlichkeit und dem Risiko einer Sprachverzögerung bei Kindern im Vorschulalter hin, welches weiter erforscht werden und bei der Förderung dieser Kinder berücksichtigt werden sollte.

    Quelle: Zambrana IM, Vollrath ME, Jacobsson B, Sengpiel V, Ystrom E: Preterm birth and risk for language delays before school entry: A sibling-control study. Dev Psychopathol 2020. 1–6. doi: 10.1017/S0954579419001536 DHZ

     

     

    Rubrik: 1. Lebensjahr

    Erscheinungsdatum: 28.04.2020