Multizentrische randomisiert-kontrollierte Studie aus den USA

Auch eine milde Hypertonie medikamentös behandeln!

  • Auch eine leichte Hypertonie in der Schwangerschaft sollte behandelt werden, um den Blutdruck in den Normbereich zu senken - mit vielen Vorteilen für Mutter und Kind.

  • Die Datenlage zur Behandlung eines milden Hypertonus während der Schwangerschaft ist unklar: Sollten grenzwertige hypertonische Erkrankungen während der Schwangerschaft mit Blutdruckwerten bis 160/100 mmHg medikamentös behandelt werden, um den Blutdruck auf Werte unter 140/90 mmHg zu senken? Oder sollten leichte Erhöhungen des Blutdrucks bis 160/100 mmHg toleriert werden? Wie können optimale Outcome-Parameter für Mutter und Kind erreicht werden, ohne die kindliche Entwicklung zu beeinträchtigen?

    Durchgeführt wurde eine multizentrische randomisiert-kontrollierte Studie in den USA, deren Ergebnisse im April 2022 im New England Journal of Medicine veröffentlicht wurden. Eingeschlossen wurden schwangere Frauen mit einer Einlingsschwangerschaft und einem Schwangerschaftsalter unter 23 Schwangerschaftswochen, die eine leichte chronische Hypertonie (bis 160/100 mmHg) aufzeigten (n=2.404 Frauen). Die schwangeren Frauen wurden entweder in eine Studiengruppe randomisiert, die als aktive Behandlungsgruppe blutdrucksenkende Medikamente erhielt (n=1.204), oder sie wurden einer Kontrollgruppe zugeteilt, die ohne blutdrucksenkende Medikamente betreut wurde (n=1.204). Falls sich eine schwere Hypertonie in der Kontrollgruppe mit einem systolischen Druck >/= 160 mmHg oder einem diastolischen Druck >/= 105 mmHg entwickelte, wurden diese Frauen auch medikamentös behandelt.

    Als primäre Endpunkte wurden eine Kombination aus Präeklampsie mit schweren Merkmalen, medizinisch indizierter Frühgeburt in weniger als 35 Schwangerschaftswochen, Plazentalösung, kindliches Geburtsgewicht oder fetalem oder neonatalem Tod erhoben. Als sekundäre Endpunkte wurde das Auftreten schwerwiegender neonataler oder mütterlicher Komplikationen, Präeklampsie und Frühgeburt evaluiert.

    Die Ergebnisse zeigten, dass primäre Endpunkte in der Gruppe mit aktiver Behandlung mit 30,2 % seltener als in der Kontrollgruppe mit 37,0 % auftraten. Jegliche Formen präeklamptischer Komplikationen waren in der Behandlungsgruppe mit 24,4 % seltener als in der Kontrollgruppe mit 31,1 %. Schwere maternale Komplikationen traten in der Gruppe nach einer aktiven Behandlung seltener auf und betrugen 2,1 % im Vergleich zu 2,8 % in der Kontrollgruppe. Ebenso waren schwere neonatale Komplikationen in der Gruppe der aktiv behandelten schwangeren Frauen mit 2,0 % im Vergleich zu 2,6 % seltener. Die Inzidenz von Frühgeburten betrug in der Behandlungsgruppe 27,5 % im Vergleich zu 31,4 % in der Kontrollgruppe. Jedoch war der Prozentsatz der Kinder mit für das Gestationsalter zu geringem Geburtsgewicht unter der 10. Perzentile in der Behandlungsgruppe mit 11,2 % höher als dem Wert von 10,4 % in der Kontrollgruppe.

    Die Autor:innen schlussfolgern aus ihren Ergebnissen, dass bei Frauen mit einer leichten chronischen Hypertonie ein Blutdruck von weniger als 140/90 mmHg angestrebt werden sollte, da darüber bessere Outcome-Parameter für Mutter und Kind erreicht werden können als bei einem Verzicht auf eine medikamentöse Behandlung grenzwertiger Blutdruckwerte. Sie empfehlen, das weit verbreitete Vorgehen einer medikamentösen Betreuung schwangerer Frauen mit grenzwertig erhöhten Blutdruckwerten beizubehalten.

    Quelle: Tita, A.T., et al. (2022). Treatment for Mild Chronic Hypertension during Pregnancy. N Engl J Med. DOI: 10.1056/NEJMoa2201295 ∙ DHZ

    Rubrik: Schwangerschaft

    Erscheinungsdatum: 25.04.2022