Wann ist der optimale Zeitpunkt für eine Geburtseinleitung?

Nach einem vorzeitigen Blasensprung am Termin trägt eine Geburtseinleitung dazu bei, die mütterliche und neonatale Morbidität zu senken.
Nach einem vorzeitigen Blasensprung am Termin steigt das Risiko einer neonatalen und mütterlichen Infektion. Die derzeitige Studienlage kommt zu der Aussage, dass eine Einleitung der Geburt nach einem vorzeitigen Blasensprung innerhalb von 24 Stunden erfolgen sollte, jedoch fehlen differenzierte Daten zum optimalen Zeitpunkt innerhalb dieser 24 Stunden: Sollte so lange wie möglich abgewartet werden, bis körpereigene Wehen und der physiologische Geburtsbeginn einsetzen? Oder sollte frühzeitig im Rahmen einer Geburtseinleitung unterstützt werden, um die einhergehenden Risiken bei einem abwartenden Vorgehen zu senken?
Durchgeführt wurde hierzu eine Sekundärdatenanalyse mit Daten der TERMPROM-Studie, einer internationalen, mutizentrischen, randomisiert-kontrollierten Studie. Verglichen wurden mütterliche und kindliche Outcome-Parameter nach einer Einleitung der Geburt (n=2.622 Frauen) und nach einer abwartenden Begleitung von Frauen mit vorzeitigem Blasensprung ab der 37+0 SSW (n=2.120).
Die Ergebnisse zeigten auf, dass das Risiko einer mütterlichen Infektion sowie einer Aufnahme des Neugeborenen auf die neonatale Intensivstation progressiv bei den Frauen zunahm, bei denen abgewartet wurde. Zudem zeigte sich: Je länger abgewartet wurde, desto mehr stieg das Risiko für eine kindliche oder mütterliche Infektion. Frauen, die innerhalb der ersten 30 bis 36 Stunden nach einem vorzeitigen Blasensprung am Termin eine Geburtseinleitung hatten, hatten kürzere Geburtszeiten zwischen dem vorzeitigen Blasensprung und der Geburt sowie insgesamt eine kürzere Aufenthaltsdauer in der Klinik. Bei 64 % der untersuchten Frauen der Gruppe des abwartenden Vorgehens kam es innerhalb der ersten 24 Stunden zu einem spontanen Wehenbeginn.
Die Autor:innen schlussfolgern aus ihren Ergebnissen, dass nach einem vorzeitigen Blasensprung am Termin eine Geburtseinleitung dazu beiträgt, die mütterliche und neonatale Morbidität zu senken. Daher empfehlen sie nach einem vorzeitigen Blasensprung eine sofortige Einleitung der Geburt und einen Verzicht auf ein abwartendes Vorgehen. Falls eine sofortige Einleitung nicht möglich ist, empfehlen sie diese ausdrücklich im Zeitfenster der ersten 15 bis 20 Stunden nach dem vorzeitigen Blasensprung durchzuführen, um das Risiko der mütterlichen und neonatalen Morbidität so gering wie möglich zu halten.
Quelle: Melamed, N., Berghella, V., Ananth, C. V., Lipworth, H., Yoon, E. W. & Barrett, J. (2022). Optimal Timing of Labor Induction after Prelabor Rupture of Membranes at Term: A Secondary Analysis of the TERMPROM Study. Am J Obstet Gynecol. DOI: 10.1016/j.ajog.2022.09.018 ∙ DHZ