Australien

Warum entscheiden sich Frauen für eine Hausgeburt?

In Australien wählen ungefähr 0,3 % der Gebärenden die Option einer Hausgeburt. Die Hausgeburt mit einer registrierten Hebamme wird so sicher wie die einer Klinikgeburt eingestuft und Frauen erhalten sowohl über öffentlich finanzierte Modelle als auch über selbstständig praktizierende Hebammen Zugang. Jedoch haben australische Frauen aufgrund verschiedener finanzieller, versicherungstechnischer und distanzbedingter Umstände Schwierigkeiten, eine registrierte Hebamme zur Begleitung einer Hausgeburt zu finden. Verschärft wird dies in den vergangenen Jahren durch Änderungen im australischen Gesundheitssystem. Die Änderungen umfassen beispielsweise, dass anfallende Kosten nicht in allen Teilen des Landes übernommen werden, so dass Frauen diese Kosten selbst übernehmen müssen. Zudem finden selbstständig arbeitende Hebammen zum Teil keine Versicherung mehr, um ihre geburtshilfliche Tätigkeit abzusichern. Das Ziel einer nationalen Studie bestand nun in der Evaluation von Merkmalen, Bedürfnissen und Erfahrungen, die Frauen mit der Wahl einer Hausgeburt in Verbindung bringen. 

Hierzu wurden quantitative und qualitative Daten mit unterschiedlichen Datenerhebungsinstrumenten nach einer Kontaktaufnahme über soziale Netzwerke erhoben. Zugang zur Studie hatten alle Frauen mit einer geplanten Hausgeburt in Australien, die älter als 18 Jahre waren. Ursprünglich bestand das Ziel darin, Daten von 1.000 Frauen innerhalb von sechs Wochen zu erheben. Da jedoch dieses Ziel bereits nach zwei Wochen erreicht war, wurde die Studie nach drei Wochen geschlossen. Insgesamt nahmen 1.835 Frauen an der Studie teil, vollständige Datensätze waren von 77 % (n=1.413 Frauen) verfügbar.

Die Mehrheit der Frauen hatte den Wunsch nach einer Hausgeburt bei einer registrierten Hebamme. War eine solche nicht verfügbar, gab die Hälfte der befragten Frauen an, auch ohne Hebamme alleine zu gebären. Gründe für die Wahl einer Haus- oder Alleingeburt waren der Wunsch nach einer interventionsarmen Geburt und eine Vermeidung des medikalisierten Umfeldes einer Klinik. Fast 60 % der befragten Frauen wiesen mindestens einen Risikofaktor auf (beispielsweise Zustand nach Sectio mit 9,2 %, Beckenendlage des Kindes mit 2,0 %, Mehrlingsschwangerschaft mit 0,7 %), der sie von einem öffentlich finanzierten Hausgeburtsprogramm ausschloss.

Die AutorInnen schlussfolgern, dass Frauen in Australien mit dem Wunsch nach einer Hausgeburt die Unterstützung durch eine registrierte Hebamme wünschen. Eine fehlende Unterstützung durch registrierte Hebammen kann schwerwiegende Konsequenzen für die Mutter oder das Neugeborene mit sich bringen und eine Belastung des Gesundheitssystems bedeuten, weil Frauen als Option die risikoreiche Alleingeburt wählen und so ohne fachkundige Unterstützung auch bei vorliegenden Risiken gebären.

Quelle: Sassine H, Burns E, Ormsby S, Dahlen HG: Why do women choose homebirth in Australia? A national survey. Women Birth 2020. DOI: http://dx.doi.org/10.1016/j.wombi.2020.06.005 DHZ

Rubrik: Geburt

Erscheinungsdatum: 21.07.2020