Qualitative Studie aus England

Was brauchen Frauen in der Wochenbettbegleitung?

  • Gerade erstgebärende Frauen können von der neuen Mutterrolle überfordert sein. Die Hebamme kann eine wichtige Unterstützung sein, ihr auch emotionalen Halt zu geben.

  • Das frühe Wochenbett kann gerade von erstgebärenden Frauen als anstrengend empfunden werden, weil eine komplett neue Lebensphase beginnt. Dies kann zu einem eingeschränkten emotionalen Wohlbefinden führen. Bewältigungsstrategien in der Übergangsphase können durch professionelle Unterstützung gefunden werden. Das Problem ist die fehlende Definition, wie soziale Unterstützung effektiv durch Fachpersonal des Gesundheitssystems geleistet werden kann. Das Ziel einer englischen Studie bestand darin, die Erfahrungen erstgebärender Mütter auszuwerten und die soziale Unterstützung in der Übergangsphase des frühen Wochenbetts zu definieren.

    Durchgeführt wurde eine qualitative Studie unter 32 Erstgebärenden. Das Studienteam zeichnete dazu semi-strukturierte Interviews auf und transkribierte sie. Bei der Auswertung wurden relevante Aussagen der Frauen zunächst in einen der vier Bereiche der »sozialen Unterstützung« eingeordnet: bewertende, informative, emotionale und praktische Unterstützung. In diesen Bereichen wurden anschließend Themenkomplexe identifiziert, welche Aspekte eine effektive soziale Unterstützung durch Fachpersonal im frühen Wochenbett aus Sicht der Frauen umfasst.

    Insgesamt wurden neun Themenbereiche identifiziert. Im Bereich der bewertenden Unterstützung spielte aus Sicht der Frauen Lob und Anerkennungeine wichtige Rolle. Eine Mutter beschrieb ihre Situation mit den Worten: »Ich wusste nicht, was ich tun sollte und was richtig oder falsch war«. Die Bestätigung und Einschätzung einer Hebamme wurden von Frauen als hilfreich empfunden. Gleichzeitig wurde »Kritik und Absprechen der eigenen Urteilskraft« von einigen Frauen als negatives Beispiel für soziale Interaktion im Umfeld des Krankenhauses beschrieben. Berichtet wurden auch Unsicherheiten aufgrund gegensätzlicher Empfehlungen durch Fachpersonal. Frauen erlebten hier auch das Gefühl machtlos gemacht worden zu sein. Eine Mutter beschrieb es mit den Worten: »Sie denken, sie sind Gott und du musst nur vertrauen … wir wissen alles, du weist nichts.«. Dieses Gefühl wurde dabei nicht direkt ausgesprochen, sondern eher subtil vermittelt.

    Emotionale Unterstützung umfasste aus Sicht der Frauen »als Individuum gesehen und wahrgenommen zu werden«, beispielsweise indem eine Hebamme mit ganzer Aufmerksamkeit zuhörte oder sich der Frau zugewandt hatte. Das Gegenteil wurde als negative Interaktion beschrieben: »unpersönlich behandelt werden und fehlendes Zuhören«.
    Bei der praktischen Unterstützung war das zentrale Thema »Den Partner befähigen, praktische Hilfe zu leisten«. Eine Frau beschrieb: »Ich soll mich ausruhen aber muss ja trotzdem gleichzeitig für das Baby da sein«. Wird hier praktische Hilfe durch den Partner geleistet, kann dies Frauen effektiv entlasten.

    Die Autorinnen schlussfolgern aus ihren Ergebnissen, dass gerade erstgebärende Frauen von ihren Gefühlen und der neuen Mutterrolle im frühen Wochenbett überfordert sein können. Betreuenden Fachpersonen im frühen Wochenbett kommt die wichtige Aufgabe zu, den Frauen in ihrer persönlichen Situation zu helfen und ihnen verschiedene Formen der Unterstützung anzubieten.

    Quelle: Mcleish J, Harvey M, Redshaw M, Alderdice F: A qualitative study of first time mothers' experiences of postnatal social support from health professionals in England. Women Birth 2020. DOI: http://dx.doi.org/10.1016/j.wombi.2020.10.012DHZ

    Rubrik: Wochenbett

    Erscheinungsdatum: 08.12.2020