Welche Faktoren beeinflussen die Entscheidung zum Stillen?

Komplexe und mehrdimensionale Faktoren beeinflussen die initiale Stillentscheidung und Entscheidungen während der Stillzeit im Wochenbett.
Viele Frauen beenden das Stillen ihres Kindes früher als sie ursprünglich geplant hatten. Warum ist das so? Die Studienlage umfasst viele Publikationen zur initialen Stillentscheidung, die meist schon während der Schwangerschaft getroffen wird. Jedoch fehlen Studien zu den Einflussfaktoren, die im Verlauf der Schwangerschaft und der Wochenbettszeit auf die initiale Stillentscheidung einwirken. Um diese Faktoren besser verstehen zu können, führten drei australische Forscherinnen eine integrative Literaturrecherche durch.
Berücksichtigt wurden 14 Publikationen aus 5 Datenbanken, die zwischen 2015 und August 2021 veröffentlicht wurden. Diese umfassten qualitative Studien (n=10), cross-sektionale Studien (n=3) und eine Kohortenstudie. Daten von 9.388 Frauen aus neun Ländern wurden ausgewertet, wobei die Studien Teilnehmerinnenzahlen hatten, die zwischen n=5 und n=2.888 lag.
Fünf Themen wurden identifiziert: 1. Die eigene Sichtweise der Frau 2. Ratschläge von Freunden und der Familie 3. Vorlieben, Empfehlungen und Praktiken von Mitarbeiter:innen des Gesundheitswesens 4. Soziokulturelle Normen 5. Darstellung in den Medien.
Die eigene Sichtweise der Frau umfasste, dass weitergegebenes Wissen anderer Frauen zu Gefühlen des Respekts und der Verantwortlichkeit bei Frauen während der Schwangerschaft und dem Wochenbett führte. Anhand explorativer Daten konnte aufgezeigt werden, dass dies die Entwicklung einer eigenen Sichtweise förderte. Ratschläge von Freund:innen und der Familie umfassten, dass zugrundeliegende Einstellungen diskutiert werden und Frauen dadurch in ihrer eigenen Entscheidungsfindung beeinflusst werden können. Hierbei spielt die Ermutigung durch enge Familienangehörige eine entscheidende Rolle, wenn diese Stillen als beste Ernährungsform für das Neugeborene benannten. Frauen in starken stillfördernden Netzwerken konnten einander durch Empathie und einen Erfahrungsaustausch in ihrer Stillentscheidung bestärken. Die Vorlieben, Empfehlungen und Praktiken durch Mitarbeiter:innen des Gesundheitswesens zeigte einen Einfluss darauf, eine getroffene Stillentscheidung sicher zu begründen. Hierbei kam inkonsistenten Ratschlägen die gegenteilige Rolle zu. Frauen wurden dadurch in ihrer Entscheidung zu stillen verunsichert. Soziokulturelle Normen umfassten beispielswese kulturspezifische Praktiken, wie in einer Studie unter chinesischen Frauen aufgezeigt wurde. Hier wurden Neugeborene zur Versorgung von mehr als der Hälfte der befragten Frauen (57%) den Großeltern zur Versorgung überlassen, was dem Stillen durch die Mutter entgegenstand. Der Einfluss durch die Medien umfasste den Einfluss sozialer Medien und des Internets. Dadurch konnte sowohl die initiale Stillentscheidung wie auch die Entscheidung während der Wochenbettszeit beeinflusst werden. Die Autorinnen zeigen weiter auf, dass mütterliche Gefühle in allen fünf Themenbereichen eine wichtige Rolle spielen. Hierbei können Emotionen wie Glück und Stolz die initiale Entscheidung zu stillen stärken.
Die Autor:innen schlussfolgern, dass komplexe und mehrdimensionale Faktoren die initiale Stillentscheidung sowie Entscheidungen während der Stillzeit im Wochenbett der Frau beeinflussen. Daraus ergibt sich, dass eine effektive Stillförderung und Unterstützung einer Frau eine umfassende Berücksichtigung dieser Faktoren erfordert. So kann sich eine Frau in ihrer Stillentscheidung sicher fühlen.
Quelle: Matriano MG, Ivers R, Meedya S: Factors that influence women's decision on infant feeding: An integrative review. Women Birth 2021. doi: https://doi.org/10.1016/j.wombi.2021.10.005 ∙ DHZ